< August 2012


das Logbuch Wien - Nizza | Juli 2012

 

31.07.2012

Liebe WeggefährtInnen!

Gestern Früh sind wir von der magischen Prabelloalm und dem wunderbaren Ref. Christina 2156m, welches der Urgroßvater der jungen Valentina für seine Frau errichtet hat und dass seit Generationen ein Familienbetrieb am Fuß des Pizo Scalino, ist, aufgebrochen. Über die Alpe Campangeda 2128m ging es zum Ref. Zoia 1998m und von dort über die Alpe Musella 2021m zur Alpe Palu 1965m (leider im Winter ein Skigebiet, weswegen der Weg zum Teil über völlig zerstörte Wiesenhänge führte). Kurz vor Palolungo 1653m haben wir einen schönen geschützten Platz im Wald in der Nähe eines kleinen Baches gefunden und dort unser Nachtlager eingerichtet. Jean Paul hat mir seine Neo Air Thermarestmatte geborgt und so war die zweite Nacht im Biwacksack schon richtig gemütlich :-) und das morgendliche Bad im Fluss mehr als erfrischend :-) Ohne Frühstück ging es heute Früh durch uralte kleine Gebirgsdörfer, über weichen Waldboden, gesäumt von Heidelbeeren, Walderdbeeren und Himbeeren (hmm) bis nach Chiareggio 1607m- ein kleiner Ort für Sommerfrische im Malencotal, wo ich innerhalb kürzester Zeit, umringt von neugieriger Dorfgemeinschaft, zum "Star" wurde, als herauskam wo ich herkomme und wie lange ich bereits zu Fuß unterwegs bin. Begeistertes Händeschütteln, Brava Rufe etc. Und jetzt kommt unser Frühstück: Risotto con Fungi. Bis später... [Standort]

Blick vom Schlafplatz

Nach der "Dusche" im eiskalten Gebirgsbach

1000 Sternehotel

Jeder Ort ein kleines, neues Zuhause

Aufbruch

 

30.07.2012

 

29.07.2012

Ein kleiner newsletter

Liebe WeggefährtInnen!

Im Moment sieht es mit Computerzugang schlecht aus, deshalb schicke ich euch ein kleines Lebenszeichen von meinem Smartphone und hoffe, dass dieses nicht wieder abstürzen wird.

Bin seit drei Wochen ohne Pause unterwegs und es geht wirklich zügig voran. Der Juli war von gemeinschaftlichem Gehen geprägt. Zuerst war ich ein paar Tage mit Helga im Ultental unterwegs, dann mit Edi die Ortlergruppe gequert und zwei kleine 3000er "mitgenommen" und einige Querfeldeingänge und Abkürzungen genommen, weil Edi's Devise lautet "so wenig unnötige Hm als möglich". Vor genau einer Woche bin ich Jean-Paul im Ref. Garibaldi am Stilfser Joch begegnet und seither mit ihm gemeinsam am Roten Via Alpina unterwegs, wir unterhalten uns auf französisch und gleichzeitig versuche ich italenisch zu lernen, insgesamt ein großes Sprachengewirr, dass mich manchmal mehr anstrengt als die unendlich vielen Höhenmeter. Heute z.b. waren es (bei wirklich großer Hitze) 1716 im Auf- und 730 im Abstieg.

Dafür wurden wir mit einer unglaublich schönen und abwechslungsreichen Gebirgslandschaft belohnt. Wasser in allen Formen vom Eis der Gletscher bis hin zu unzähligen Quellen, Bächen und Flüssen. Herrliche vom Gletscher geformte Seen in allen Farbschattierungen, weiche, weite, bemooste sumpfige Gebirgswiesen mit gelben Blumenmatten soweit das Auge reicht, stürzende Wasserfälle, oben am Pass ein ganz naher Blick zur Berninagruppe. Diese ganze Schönheit in völliger Einsamkeit, wir sind den ganzen Tag niemand begegnet, außer einem Schaf, das laut blöckend und ganz alleine, oben auf einem Felsen stand und nicht mehr wusste, wie vor und zurück. Kurz vor der Prabelloalm sind wir ein paar Murmeltieren und vielen Kühen begegnet und schlussendlich im Ref. Christina gelandet. Dieser Ort hier ist wie aus einer anderen Zeit - kleine Häuser mit steingedeckten Dächern, eine weite grüne Wiese, auf der ein Pferd frei herum läuft, ein kleiner Bach mit Mühlrad vorm Haus und drinnen große italenische Herzlichkeit und wirklich gutes Essen.

Diese Form des Reisens ist zwar anstrengend, aber eine unglaubliche Erfahrung auf allen Ebenen.

Heute hat mich die Schönheit und Kraft der Landschaft so richtig "erwischt", mitten ins Herz hinein, ganz nah am Puls des Lebens, dort, wo die Weite und Tiefe zu Hause sind und zwischendrinn ganz klein der Mensch.

Hab keine Worte dafür, vielleicht finden sie mich noch.

Apropo Ref. Christina. Das lag gar nicht auf unserem Weg, aber weil meine Schwester Christina bis vor kurzem noch gemeinsam mit mir und Jean-Paul unterwegs war, mussten wir unbedingt zum Refugio Christina :-)

Und jetzt ist es schon viel zu spät... Wünsche euch viele weite, freie, intensive und glückliche Momente und einen wunderbaren Sommer!

Herzliche Grüße aus den südlichen Alpen!
Barbara

[Standort]

 

28.07.2012

Liebe WeggefährtInnen,

seit 3 Wochen bin ich ohne Pause jeden Tag gehend unterwegs und komme gut voran. Das Schreiben humpelt leider etwas hinterher, auch die Möglichkeit einen Computer zu finden für einen Brief an euch. Nur ich humple nichts hinterher, im Gegenteil- es geht frisch und fröhlich Richtung Süden und in den italenischen Alpen unterwegs zu sein ist bisher ein uneingeschränktes Vergnügen auf allen Ebenen: die Menschen sind außerordentlich freundlich, hilfsbereit und extrem gastfreundschaftlich, das Essen üppigst und ausgezeichnet und die Wege führen durch völlig untouristische Gebirgstäler und Höhen, wo außer Murmeltieren, Schafen, Kühen, Ziegen, Pferden und sonstigem Getier kaum jemand unterwegs ist. Das Veltlintal, in welchem wir gestern unterwegs waren, ist eine uralte Kulturlandschaft mit 2500km (so lange ist auch der rote Via Alpina :-) Trockenmauern mit fruchtbaren, terrassierten Hängen, wo nicht nur der "Veltliner" herkommt, sondern auch Kakteen, Gemüse, Maroni und Obstbäume gedeihen. Von Baruffini sind wir gestern in der Mittagshitze einem uralten Pfad bis nach Roncaiola, durch diese herrliche Gartenlandschaft gefolgt. In den 50iger und 60iger Jahren florierte hier ein reges Schmuggelwesen, bis zu 50kg!!! Zucker, Kaffee und Zigaretten wurden täglich von mehr als 300 Säumern auf unwegsamen Pfaden zwischen Viano (CH), Roncaiola und Baruffini transportiert, wobei der Sasso del Gallo überwunden werden musste. Auf genau diesen alten Schmugglerpfaden waren wir gestern unterwegs und in der Nähe von Virano haben wir unsere Zelte aufgeschlagen. Ich im Biwag unter freiem Himmel, Jean-Paul in seinem Zelt. Ein bisschen hart war der Boden, habe aber trotzdem gut geschlafen und war heute Früh "der Erde ganz nah". Intensives Natur erleben. Ohne Frühstück ging es dann heute Morgen weitere 600 hm hinauf nach San Romerio 1768m, einem winzigkleinen magischen Ort hoch über dem Poschiavosee gelegen mit Blick zur eisbedeckten Berninagruppe. Eine der ältesten Kirchen des Poschuavotales steht dort oben, wurde bereits in alten Schriften des Jahres 1055 erwähnt. Wir waren allerdings so ausgehungert, dass wir als erstes das Ref. San Romerio aufgesucht haben, wo wir neben Gerstensuppe, Salat aus dem hauseigenen Garten auch noch eine Platte mit veltlinischen Spezialitäten (fantastscher Käse!) verdrückt haben. Abgerundet wurde dieses Festessen mit 2l Kräutertee-Gebirgsschafgarbe, die mir Giovanni im Ref. Schiazzera geschenkt hat.

Es ist nach wie vor sehr schwül und gewittrig, nichts desto trotz sind wir heute nach Poschiavo abgestiegen und haben glücklicherweise noch 2 Einzelzimmer im Hotel "Semadeni" (Salzträger) gefunden und ich freue mich auf die heiße Dusche und eine Nacht auf weichem Untergrund. Poschiavo liegt im südlichen Graubünden, unterhalb des Bernina-Passes. Die Berninabahn ist die einzige Schweizer Eisenbahn, die über die Alpen führt und keinen Tunnel hat.

Je nach Wetterlage geht es morgen oder übermorgen wieder zurück nach Italien über den Pass da Cancian und weiter zum Campagneda Pass zur Prabello Alm...

Beginnt grad wieder zu regnen und ich bin sehr froh, dass ich hier in diesem gemütlichen Hotelzimmer bin, wo das Geräusch des Regens ganz heimelig auf die Dachschräge tropft und ich in einen wolkenverhangenen Himmel schauen kann, ohne nass zu werden :-)

Wünsche euch ein erholsames Wochenende!

Barbara [Standort]

 

27.07.2012

Abenteuer! Nachdem sich Christina heute Nachmittag von uns verabschiedet hat, haben Jean- Paul und ich die größte Hitze in der kleinen Kirche von Roncaiola verbracht und sind um ca 18:00 Richtung San Romerio aufgebrochen. Es war immer noch heiß wie in der Sauna und es ging wieder etliche Hm steil bergauf (600hm) Regen, Gewitter in der Ferne und jetzt haben wir auf halbem Weg einen Schlafplatz im Freien gefunden. Ich schlafe das erste Mal seit dem Rucksackdiebstahl wieder im Freien, ohne Zelt und hoffe, dass es nicht regnen wird...
Der Mond scheint, der Achileatee wartet und ich wünsche euch eine gute, friedliche Nacht!

Mögen alle Wesen glücklich sein! [Standort]

 

Heute Früh sind wir vom wunderbaren Ref. Schiazzera Richtung Tirano ca. 1400hm abgestiegen, weil Christina heute den Zug zurück nach Österreich nimmt. Es ist unglaublich heiß, wir sind im Süden und im Hochsommer gelandet. Die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Italenier ist umwerfend, unsere Wege haben uns durch völlig unberührte, menschenleere Gebirgslandschaften mit weitläufigen Almen (die noch betrieben werden) geführt und jetzt kurz vor Tirano durch uralte kleine Dörfer mit Obst- und Gemüsegärten. Das Essen ist üppig und schmeckt fantastisch und die Menschen sind unglaublich freundlch und hilfsbereit. Was für eine Erfahrung!!!

Hier feiern wir unseren Abschied mit einem späten Mittagessen.

Osteria Roncaiola
+39 0342 720387
Via Santo Stefano, 3 Tirano SO 23037, Italia [map]

 

 

26.07.2012

 

25.07.2012

Das war unser gestriger Standort, in der Baita Franzini in Eita. Leider gab es dort keinen Empfang... Wir wurden von Bianca-Maria mehr als verwöhnt und haben ländliches, italenisches Leben kennengelernt. Bianca hat den Badeofen mit Holz geheizt, wir wurden mit Tee und Keksen willkommen geheißen. Nach dem gemeinsamen Abendessen gab es ein Schnäpschen für guten Schlaf und heute Früh haben wir ein dickes Jausenpaket mit auf den Weg zum Ref. Malghera bekommen. Ein wunderbarer Weg durch völlig untouristische Gebirgstäler, wir sind vielen Schafen begegnet und haben die weiten Flüge eines Adlers bewundert. Zum Vermolerapass ging es 2000Hm rauf und auf der anderen Seite 1741hm ins Saccotal runter. Ref. Malghera liegt auf 1964m. Im Moment sind wir in der Lombardei am roten Via Alpina unterwegs. Und jetzt essen!!! Herzliche Grüße xxBarbara [map]

Et voila. Hier sind wir jetzt! :-) [Standort]

23.07.2012

Liebe WeggefährtInnen,

heute Früh waren Edi und ich noch kurz auf einem 3000er Hausberg beim Stilfser Joch, dann kam ein Anruf von meiner Schwester, dass sie doch lieber nach Arinoga anreisen würde, also bin ich um 12:00 im Eilgalopp vom Ref. Garibaldi nach Anoga aufgebrochen und um halb neun sehr müde und hungrig angekommen. Edi hat sich in die andere Richtung auf den Weg gemacht, zurück ins Martelltal, wo sein Auto steht. Unterwegs habe ich Jean-Paul, der ebenfalls am roten Via Alpina unterwegs ist, getroffen bzw. eingeholt, denn er ist bereits heute Früh um 9:00 vom Ref. Garibaldi aufgebrochen. Meine Schwester und ich haben unser Wiedersehen mit einem üppigen Abendessen im einzigen Restaurant namens "Arnoga" gefeiert und morgen machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Bin sehr, sehr glücklich ein wenig Zeit mit Christina zu verbringen und jetzt muss ich ganz schnell ins Bett!! Buena Notte :-) [Standort]

 

22.07.2012

Halbzeit!

Gestern wegen Schlechtwetter erst zu Mittag von der Berglhütte nach Trafoi zu den "Heiligen 3 Quellen" abgestiegen und dann bei leichtem Nieselregen zur Franzenshöhe aufgestiegen. Dort in gleichnamigen Hotel die Nacht verbracht, was nicht nur aufgrund des schlechten Wetters eine gute Entscheidung war. Hotel war nicht teurer als die Berghütten der letzten Tage, hatte aber neben Sauna, Schwimmbad, geheiztem Zimmer auch noch außerordentlich gutes Essen und das alles in einer freundlichen und gediegenen Atmosphäre. Zur Zeit ist es eiskalt. Heute Mittag sind Edi und ich im Schneegestöber und Graupelschauer zum Stilfser Joch aufgestiegen und nach einer kleinen Stärkung und Erwärmung vor offenem Kamin haben wir den touristischen Knotenpunkt schnell wieder verlassen und sind jetzt im Ref. Garibaldi. Sitze beim wärmenden Kachelofen, zu Edis Freude haben wir heute auch noch einen Gipfel "geschafft". Waren vorher noch kurz auf der Rotspitze, unglaublich diese Weite, umgeben von wirklich hohen schneebedeckten Bergen, habe das Gefühl jetzt mitten im Herz der Alpen zu sein. Heute sind zwei Steinadler über uns hinweggezogen, Richtung Süden, dorthin wo mich mein Weg die nächsten Wochen führen wird.

Mit dem Ortler habe ich, laut Auskunft von Erich, ungefähr die Hälfte der Reise zurückgelegt. Erscheint mir selbst ein wenig unwirklich. Obwohl ich alle diese Wege zu Fuss zurückgelegt habe, kann ich mir die Distanz immer noch nicht vorstellen.

Morgen kommt Christina (meine Schwester) und wir werden die nächsten Tage gemeinsam auf dem roten Via Alpina unterwegs sein. Bis zum "Grande Traversate delle Alpi" sind es noch 25 Tagesetappen, das bedeutet eine Entfernung von 427,25 km 30 710 Hm im Auf- und 30 893 Hm im Abstieg. Dann liegen drei weitere Monate mit täglichen, durchschnittlich 1000Hm im Aufstieg und ebenso vielen im Abstieg, vor mir.

Alle diese Zahlen, Entfernungen und Berge sind nur mit den tagtäglichen Schritten bewältig- und vorstellbar.
Alles andere sprengt mein Vorstellungsvermögen. Gute Übung, um ganz im Moment zu sein :-)

Herzliche Grüße
Barbara [Standort]

 

20.07.2012

Liebe WeggefährtInnen,

Edi und ich sind heute morgen gemeinsam mit Thomas, Arndt, Markus und Mike- die Fichtelgebirgegang :-) von der Hintergrathütte 2661m zur hochgelegenen Payerhütte 3029m aufgebrochen und wurden mit fantastischen Blicken zum Schnee und Eis bedeckten Ortler belohnt. Mit der Besteigung desselben wurde es leider nichts, weil heute das Wetter umgeschlagen hat. Dafür sind wir jetzt die einzigen Gäste auf der wunderbar gemütlichen Berglhütte und feiern unsere gelungene Tour und auch den Abschied, denn die unzertrennlichen vier brechen morgen wieder Richtung Fichtelgebirge auf. Von Irma und Barbara wurden wir rundum verwöhnt und bekocht, die kleine Jana hat uns Freundschaftsbänder geknüpft, wir haben gemeinsam Quartett gespielt, draußen wetterts und wir sitzen bei Kerzenlicht neben dem warmen Kachelofen. Das Leben kann wirklich schön sein! [Standort]

 

19.07.2012

Bin auf der Hintergrathütte 2661m ganz in Gletschernähe. Morgen mehr. Gute Nacht! [Standort]

 

18.07.2012

Bin bereits auf der Zufallhütte 2403m. Hier ist bereits Hüttenruhe, deshalb verabschiede ich mich jetzt von euch und wünsche eine friedliche Nacht.
"Mögen alle Wesen glücklich sein!" [Standort]

 

Guten Morgen!

Empfang, yuppie! Nachdem sich Helga leider gestern von mir verabschiedet hat und nach St. Gertraud im Ultental abgestiegen ist, bin ich mit einem etwas schweren Herzen alleine zur Canzianihütte 2561m hochgewandert und dort war's dann leider mit der Ruhe und Beschaulichkeit des Ultentals auch vorbei. Ein kalter sehr unfreundlicher Gletscherwind hat mich empfangen und die von den Dolomiten bereits gewöhnte Touristenatmosphäre, kein Vergleich mit der Herzlichkeit der SennerInnen auf den Almen. Die Alpenvereinshütten schneiden im Vergleich zu privat geführten Unterkünften leider generell ziemlich schlecht ab... Genug gejammert... Weiter geht's. Bin am Weg zur Dorigonihütte, danach Zufallhütte. Alles bereits in der Ortlergruppe. Wünsche euch einen wunderschönen Tag!

Lg. Barbara [Standort]

 

17.07.2012

Hallo,

habe Barbara 2 Tage auf ihrer Geh-Reise begleitet. Von Sonntag, 15. bis Dienstag, 17. Juli bin ich mit ihr durch das Ultental/Südtirol gegangen. Wir sind in Lana, wo ich wohne, gestartet, haben auf der Marschnell-Alm und der Inneren Flatschbergalm übernachtet. Von der äußeren Pilsbergalm bin ich wieder ins Tal abgestiegen.

Wir hatten Regen und Sonnenschein.
Wir sind gegangen, gestanden, gesessen; wir haben gerastet, gegessen, getrunken, gesprochen, geredet, gelacht, gejuchzt, genossen; wir haben geschwiegen, geschaut, gehört, gespürt, gefühlt.
Es war eine wunderschöne und spannende "Reise" mit Barbara auf den Almen.Mit liebem Gruß

Helga Walcher


© Helga Walcher

16.07.2012

Helga und ich sind mittlerweile fast am Ende des Ultentals. Heute schlafen wir in der privaten Stube der Sennerin auf der Oberen Flatschbergalm 2310m. Zuerst waren wir im feucht-kühlen Lager oberhalb des Schweinestalls einquartiert und durften auf Nachfrage in die heimelige, warme gute Stube übersiedeln. Helga schläft oberhalb des Kachelofens und ich auf einer Matratze. Am liebsten würde ich Helga nach Nizza mitnehmen, so fein ist es mit ihr, fast als wären wir schon ein halbes Leben gemeinsam über die Alpen spaziert, obwohl wir uns erst vor kurzem begegnet sind. Es tut nach der langen Zeit der flüchtigen Begegnungen und des vielen alleine Seins einfach unglaublich gut, all die Schönheit mit jemand teilen zu können. Dazwischen führen wir intensive Gespräche über unser Leben, die Arbeit, Kunst (Helga ist Regieseurin), Neuorientierung, Beziehungen, Lebensträume, das Älterwerden, Berührung, unsere Familien, über die Kindheit, Gemeinschaftsprojekte (...)

Heute sind wir einem kleinen, sehr neugierigen Hermelin begegnet und nach der Begegnung mit Franz auf der Marschnellalm hatten wir jetzt ein weiteres wunderbares Gespräch mit der Sennerin hier auf der Alm. Im Gegensatz zu den Dolomiten, wo alles auf Tourismus hingetrimmt ist, findet hier im Ultental tatsächlich noch bäuerliches, selbstbestimmtes Leben statt. Heute Früh hat uns Franz gezeigt, wie er Käse und Butter macht und zum Abschied wurden wir von ihm und seiner Frau herzlich umarmt. Was für ein Glück und für eine große Bereicherung noch richtige Almen erleben zu dürfen und zu spüren, wie viel Würde es Menschen verleiht, wenn sie für ihr eigenes Leben arbeiten.

Draußen ist der Himmel mit tausenden von Sternen übersät und ich bin sehr dankbar, all das erleben zu dürfen und wünsche euch eine friedliche Nacht oder einen guten Morgen :-)

Alles Liebe
Barbara [Standort]

Aufbruch von der Marschnellalm 2212m. Sehr windig, schlechter Empfang, bis später! Barbara umd Helga [Standort]

 

15.07.2012

Guten Morgen alle miteinander :-)

Gestern von Bozen nach Jenesien gewandert (Seilbahn war auf Siesta :-) dann weiter über den Salten nach Langfenn- ein "Ort" aus Kirche und Gasthaus bestehend. Abstieg nach Mölten, von dort haben mich Helga und Günther mit dem Auto abgeholt. Bei ihnen in Lana übernachtet. Nach fantastischem Abendessen und Frühstück wie Zuhause (Hirse) geht es jetzt frisch gestärkt gemeinsam mit Helga ins Ultental, Richtung Ortlergruppe zur Hütte mit schönstem Namen, nämlich: Zufallhütte :-)

alles Liebe und herzliche Grüße xxbarbara [Standort]

 

14.07.2012

Wegverlauf

Montag 9. Juli 2012

Passo Pordoi 2239m- Rifugio Contrin 2016m

Auf dem berühmten Bindelweg- "Viel dal Pan" (Brotweg) vis a vis der Marmolada, mit herrlichem Rundumblick zu Langkofel, Sella, Tofanen, Civetta und Rosengarten zum Refugio Viel dal Pan 2432m und hinunter zum Fedaiasee. Von dort über den alten Fedaiweg ins Tal nach Pian Trevisan 1681m Richtung Alba und danach erneuter Anstieg in das wunderschöne Contrintal bis zum Refugio Contrin 2016m unterhalb der Südwand der Marmolada.

Dienstag 10. Juli

Refugio Contrin 2016m- Refugio Dona 2071m

Vom Refugio Contrin über die herrlichen Wiesen der Malga Contrin Aufstieg zum Passo San Nicolo 2350m (fantastischer Blick zum Rosengarten)und von dort zur Forcia Neigra 2509m. Von dort erneuter Abstieg durch Almwiesen zur Hochfläche Ciampac 2170m. Diese schnell durchquert, weil dort die Seilbahn plärrende Touristen hochkarrt, die man aber über einen schmalen Wiesenpfad im Aufstieg zum Selle Crepa Neigres 2361m, gleich wieder hinter sich lässt um in das herrlich stille und idylische Tal de Crepa abzusteigen. Hier hat mich das schlimmste Gewitter meiner bisherigen Reise erwischt, völlig ungeschützt starken Stürmen, Regen, Hagel, Blitzen und Donner ausgesetzt, ohne Regenhose (weil diese zu klein bereits wieder den Rückweg nach Wien angetreten hatte). Innerhalb kürzester Zeit war ich nass bis auf die Knochen und Nieren, ein äußerst ungemütlicher Zustand. Trotzdem fasziniert von ausgedehnten Arnikawiesen, gleichzeitig den Weg suchend durch Sumpfgebiet gestapft, irgendwann in den Schuhen geschwommen.

Beim Abstieg nach Fontanazzo 1395m , der aufgrund des Starkregens sehr rutschig war, ist dann langsam wieder die Sonne herausgekommen und ich konnte mich mit Pizza stärken und halbwegs "trocken legen".

Hier wäre die Etappe für diesen Tag zu Ende gewesen, aber Fontanazzo ein wenig charmantes, touristisches Straßendorf hatte wenig Anziehungskraft auf mich, weswegen ich es lieber vorzog noch einen wirklich sehr steilen Anstieg zum Refugio Dona 2071m anzugehen. Die schweißtreibende Unternehmung hat sich voll gelohnt, denn im Refugio Dona habe ich Guillome und Claire kennengelernt, Guillome macht ebenfalls eine Alpenquerung und Claire- seine Freundin besuchte ihn für ein paar Tage. Der Wirt Andreas ist ein durch und durch bergbegeisterter und fantastischer Koch. Einer meiner schönsten Hüttenaufenthalte bisher in dem wunderbar ruhigen Val de Dona.

Mittwoch 11. Juli

Refugio Dona 2071- Tiers (eine meiner bisherig schönsten Touren aber monströs und anstrengend, weil ich drei Tagesetappen an einem Tag zurückgelegt habe)

Vom Refugio Dona durch das herrlich grüne Val de Dona, zeitig in der Früh zum Passo Dona 2516m hochgestiegen, an neugierigen Murmeltieren vorbei.
Oben angelangt: Szenenwechsel, Blick zur wuchtigen Gestalt des Kesselkogels, faszinierend Felslandschaften, darin eingebettet die Antermoiahütte 2497m von dieser durch das flache Gries des Val d´Antermoia zum Antermoiasee und von dort ein weiterer steiler Anstieg zum Passo d´Antermoia 2770m. Überwältigendes Panorama zur Rosengartenspitze flankiert von den Vajolettürmen. Einer der schönsten Blicke, die ich bisher genossen habe, einfach unbeschreiblich. Weiter unten bei der Grasleitenpasshütte 2599m, zu der ich dann absteigen musste, landete eben ein Hubschrauber. Die Hütte links liegend lassend erneuter Abstieg in den völlig menschenleeren Grasleitenkessel bis zum tiefsten Punkt des Kars 2345m und auf der anderen Seite ein neuerlicher Anstieg zur Scharte 2604m und weiter zum Passo Molignon 2598m. Bei der Tierser Alpl Hütte 2440m habe ich mich mit einer Gemüsesuppe gestärkt und bin dann, weil das Wetter zu kippen drohte, im Eilgalopp zum Schlernplateau, rechts die Seiseralm- größte Hochalm Europas, mit vielen Kühen und gerade rechtzeitig vor dem nächsten Gewitter zum Schlernhaus 2450m und von dort bei Sonnenschein weitere 1760Hm Abstieg auf einem wunderschönen Pfad durch die Bärenfalle nach Tiers. Gerade rechtzeitig vor dem nächsten Wolkenguss mit dem Bus nach Bozen.

Von diesem Gewaltmarsch- 12 Stunden Gehzeit, 2190 Hm im Aufstieg, 2660 Hm im Abstieg- tun mir heute (drei Tage später) die Füße noch ein wenig weh... selber schuld :-)

Heute Samstag 14. Juli geht´s weiter von Bozen Richtung Meranerhütte, dann je nach Wetterlage entweder auf alten Waalwegen nach Vintschgau oder durch´s Ultental, durch die Ortlergruppe, Martelltal, Stilfser Joch

 

13.07.2012

Liebe WeggefährtInnen,

ein kurzes Lebenszeichen von mir, am Freitag den 13. Juli, für newsletter bin ich leider bereits zu müde...

Seit Mittwoch Abend bin ich in Bozen bei Karin und ihrer Familie.
Seltsamer Kontrast, die intensive Zeit in den Dolomiten und hier jetzt Familien- und Stadtleben. Heute haben Elisa (sie wird im August ein Jahr alt) und ich ein gemeinsames Mittagsschläfchen am Sofa gemacht.

Je nach Wetterlage geht es morgen weiter Richtung Meran, dann entweder über die Waalwege durch´s Vintschgau oder durch´s Ultental ins Martelltal in die Ortlergruppe zur Zufallhütte und dann zum Stilfser Joch, wo ich wieder auf dem roten Via Alpina Weg wäre. Helga, eine Freundin von Karin wird mich zwei Tage begleiten, danach kommt Edi und meine Schwester Christina. Freue mich nach den vielen Alleingängen auf gemeinschaftliches Gehen!

Und jetzt muss ich ins Bett.

Gute Nacht!
xxBarbara

 

11.07.2012

Geschafft! Bin in Bozen bei Karin!!! 12 Stunden durch die Dolomiten. Alles weitere morgen, zum umfallen müde, 3 Pässe und ich weiß nicht wieviele Höhenmeter rauf und runter. Wunderschön war's, gar kein Ausdruck dafür, atemberaubend schön war's. Sprachlos... [Standort]

 

10.07.2012

Bin am "Hintereingang" des Rosengartens, in einem wunderschönen Tal- Val de Dona, im Refugio Dona, ganz gemütliche kleine Hütte. Schlechter Empfang hier und sehr müde.

Gute Nacht! xxBarbara [Standort]

 

09.07.2012

Liebe WeggefährtInnen!

Bin wieder unterwegs und nun doch auf ein drittes in den Dolomiten :-) so ist das mit einer Liebesbeziehung... Bin im Ref. Coltrin, unterhalb der Marmolada Südwand. Der neue Rucksack ist ca. 4kg leichter, deshalb bin ich heute vom Pass Pordoi über den sogenannten "Brotweg" zum Fedaijasee, immer mit fantstischem Blick zur Marmolada, runter nach Alba und hinauf ins Coltrintal alles durchgegangen und jetzt ist das Gewitter, dass mich heute "verfolgt" hat, endlich da und ich bin in der Hütte, wofür ich sehr dankbar bin, genau so wie für eure unglaubliche Hilfsbereitschaft- erfahre von immer mehr Menschen, dass sie mir Geld für meine neuerliche Ausrüstungsbeschaffung überwiesen haben. Ich danke euch allen aus ganzem Herzen! Weiß nicht, wie es ohne eure Hilfe weitergegangen wäre. Habe im Moment leider keinen Zugang zu meinem Konto, deshalb weiß ich gar nicht wer alles überwiesen hat und kann mich deswegen im Moment nicht persönlich bedanken (wird aber nachgeholt) und jetzt muss ich rein, weil das Gewitter so richtig zum fürchten wird...

Gute Nacht!
Mit dankbaren und herzlichen Grüßen!
Barbara [Standort]

 

Auf dem gelben Via Alpina Richtung Bozen

Die Marmolada, Königin der Dolomiten

360 Grad Panoramablick (Sella, Langkofel, die Tofanen, Civetta und Rosengarten) vom Bindelweg (Viel del Pan auf ladinisch) früher ein alter Handelsweg, heute eine Touristenpilgerstätte, trotzdem sehr beeindruckend...

Blick zum Fedaiasee

Abstieg nach Penia

Verabschiedung von Hr. Gasser am Pordoipass

 

07.07.2012

Ein neuerlicher Abschied steht bevor und wieder einmal fällt er nicht leicht. Zu sehr sind mir Hr. Gasser und Claudia ans Herz gewachsen und ich habe mich in Osttirol sehr willkommen und von großer Gastfreundschaft und herzlicher Freundlichkeit mehr als gut aufgehoben und ein Stück weit zu Hause gefühlt. Und jetzt geht es wieder weiter in ein Stück Ungewissheit, fühlt sich immer wieder wie ein Verlust von Geborgenheit und Zugehörigkeit an, die gerade in ihrer Flüchtigkeit zu etwas sehr kostbarem wird.

Auf ein neues bin ich mit der Frage der Reduktion beschäftigt, der neue Rucksack ist kleiner als der alte und mir kommt vor, es haben sich viele Dinge angesammelt, die nicht alle mit können, weil sie keinen Platz finden und zu schwer sind.

Die gemeinsamen Tagesausflüge in die wunderschönen Osttiroler Berge (heute waren wir beim Schwarzsee mitten in den Villgrater Bergen gelegen und haben jede Menge Prunellen und Orchidengewächse gesehen) mit FreundInnen und leichtem Gepäck hatten etwas sehr erholsames, leichtes, heiteres, auch in dem Wissen, danach in eine gepflegte Atmosphäre zurückkehren zu können, wo es möglich ist im Radio auf Ö1 Franz Schuh im Gespräch mit Johannes Kaup zu hören, davor eine kleine Siesta (...) alle diese Annehmlichkeiten bleiben auf ein neues zurück.

Zwischen Hr. Gasser und mir herrscht eine kleine Uneinigkeit in Bezug auf die Fortsetzung meiner Reise, er findet ich soll auf dem kürzesten und schnellsten Weg nach Bozen, ich liebäugle damit auf dem gelben Via Alpina noch ein Stück Dolomiten (Marmolada, Sellergruppe, Rosengarten) auszukosten, aber dieser "Zug zu den Dolomiten" ist mir bereits einmal zum Verhängnis geworden und vielleicht sollte ich einfach der Lebensweisheit eines bergerfahrenen, über achtzig jährigen Mann vertrauen und dort weitergehen, wo ich aufgehört habe, nämlich am Würzjoch. Dann wäre ich bereits in zwei Tagen in Bozen. Kann im Moment gar nicht richtig abschätzen wieviele Berge noch vor mir liegen und ob diese Distanz wirklich bis Oktober zu bewältigen ist. Jedes Mal wenn ich mir die Via Alpina Übersichtskarte des gesamten Alpenbogens anschaue, wird mir ganz anders zumute...

Ich fühle mich heute alles andere als mutig und weise, seit gestern Abend begleitet mich eine seltsame Melancholie und Traurigkeit. Es ist gar nicht so einfach mit der Unmenge an Zuwendung und Unterstützung, die ich seit Beginn meiner Reise erfahren habe, umzugehen und es beschäftigt mich einmal mehr die Frage, was eigentlich durch mein Dasein in die Welt kommt, was ich zum Wohlergehen der Erde und der mir nahestehenden Menschen tatsächlich beitrage und es erscheint ein wenig "erbärmlich" im Anbetracht der unglaublichen Fülle an tiefer Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, die ich besonders in der letzten Woche erfahren habe.

Freue mich auf die klärende und reinigende Kraft des Gehens, auf die Stille und auf das ganz mit mir und der Natur sein und hoffe, dass ich dann wieder auf andere Gedanken komme :-)

"Wie können wir überstehen? Nicht im Bedauern über die Vergangenheit, nicht in der Furcht vor der Zukunft, sondern durch Vertrauen im Jetzt. Und in diesem Jetzt ist uns die Begegnung mit unserem großen und ewigen Du geschenkt." (David Steindl-Rast)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen tiefes Vertrauen im Jetzt, dass sich während des stillen Gehens so wunderbar erfahren lässt! Und jetzt freue ich mich auf meinen Aufbruch :-)

Alles Liebe euch allen und ein erholsames Wochenende!
Barbara

 

05.07.2012

Urlaub vom einkaufen! Bin mit Hr. Gasser und Claudia am Gr. Kinigat!!! Lg. Barbara

 

newsletter #11

Liebe WeggefährtInnen,

am 8.Juni hat mir Paul Horn folgendes sms geschrieben, dass ich euch nicht vorenthalten möchte :-)

"Hi Babs. Bist schon uuurweit, gratuliere. Danke für die Nachrichten. Hab heute einen witzigen Satz vom Fussballtrainer Trappatoni gelesen: 'die machen machen, die nix machen reden, die nix reden schreiben.' Ich glaub in sich reinhören ist gut, aber sich nach aussen wenden ist auch wichtig. In dem Sinne: vielen dank für´s machen, reden und schreiben! Paul"

Mir ist bewusst, dass meine Nachrichten an euch wahrscheinlich meistens viel zu lange sind. Weiters ist mir bewusst, dass es sehr schwierig bis unmöglich ist, das eigene Erleben so mit euch zu teilen, dass es für euch nicht völlig abstrakt ist oder sich wie Nachrichten von einem anderen Planeten anhört.

Vor ein paar Tagen habe ich mit einem meiner besten Freunde telefoniert, der geradezu erleichtert war, dass ich jetzt endlich wieder mal im Tal herunten bin (im wahrsten Sinn des Wortes). Er hat mir "gestanden", dass er meinen Nachrichten irgendwann gar nicht mehr folgen konnte, die Aufzählung der Berge, die Fotos der Blumen und meine anhaltende Begeisterung, all das wurde für ihn zu abstrakt, nicht mehr nachvollziehbar und einfach auch zu weit von seiner eigenen Realität entfernt. Und ein anderer Freund meinte: "Es ist schon gut und auch nachvollziehbar, dass Du voll auf dem Trip Deiner Reise bist, aber wir anderen sitzen im Büro und schwitzen ohne Ende."

Beide Aussagen haben mich ziemlich nachdenklich gemacht. Vielleicht sollte ich euch öfter von den Strapazen, Anstrengungen, Leerläufen, Ängsten, Einsamkeiten, Zweifeln, Schmerzen, Unannehmlichkeiten, Heimweh ect. erzählen, damit in euch nicht das Gefühl entsteht, dass meine Welt mit eurer gar nichts mehr verbindet, dass ihr nachvollziehen und womit ihr euch identifizieren könnt. Irgendwie schien erster Freund wirklich froh zu sein, dass ich durch den "Rucksackverlust" für ihn wieder greifbarer wurde, weil ich eben nicht die große "Glücksausnahme" bin, sondern genau so verletztlich und angreifbar wie alle anderen, den Unvorhersehbarkeiten des Lebens ausgesetzt.

Ich weiß ja selbst nicht wie mir geschieht, seit ich auf dieser Reise bin, denn die Grunderfahrung ist wirklich jene, dass ich mit einer unglaublichen Fülle an Großzügigkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Unterstützung konfrontiert bin, die sich in der Situation des Verlustes noch intensiviert hat.

Und diese Erfahrung berührt mich nicht nur, sondern ich möchte sie auch gerne mit euch teilen. Würde ich jede Geste der Freundlichkeit und Unterstützung, die ich seit letzten Donnerstag erlebt und erfahren habe, aufzählen, dann würde das wieder ein sehr langer Newsletter werden.

Nichts desto trotz möchte ich euch von den Ereignissen seit letzten Donnerstag erzählen, einfach damit ihr nachvollziehen könnt, warum meine Aufmerksamkeit viel mehr bei der Fülle des Lebens ist, als bei dem angeblichen Mangel und auch um zu "beweisen", dass Menschen eine unglaubliche Fähigkeit darin haben für einander da zu sein:

* Christina (meine Schwester) hat sich gestern frei genommen und mit einer langen Liste ausgestattet, den ganzen Tag sämtliche Bergsportgeschäfte Wiens abgeklappert, um für mich fehlende Ausrüstungsteile zu besorgen und das alles bei der unglaublichen Hitze.

* Seit ich wieder in Sillian bin, haben mich Hr. Gasser und Claudia mehr oder weniger adoptiert. Nicht nur versorgen sie mich mit seelischer und sonstiger Nahrung, planen gemeinsame Bergtouren, sondern darüber hinaus hat Claudia dem örtlichen Bergsportbesitzer "Sunny" von meinem "Rucksackverlust" erzählt, woraufhin er ihr spontan angeboten hat, mich zu unterstützen. Heute waren wir in seinem Geschäft, haben Rucksack, Isolierjacke, eine leichte Wanderhose, eine Rucksackregenhülle, T-Shirts und eine Notfallapotheke im Wert von € 380.- von ihm geschenkt bekommen (per Telefonanruf). Aber damit noch nicht genug, hat Claudia auch von einem anderen Bekannten bereits Geld für mich gesammelt und heute hat mir Hr. Gasser ebenfalls noch einen Schein zugesteckt.

* Michaela hat mir einen neuen Schutzengel in Aussicht gestellt und ebenfalls finanzielle Unterstützung.

* Karin und Tony, haben um meinen Bic und Iban gebeten, weil sie mir gerne aus Deutschland einen Beitrag für die neue Ausrüstung überweisen möchten.

* Peter, Thomas, Philipp, Franz, Katharina, Luise, Kai, Luises Eltern, Edi, Christina, Katharina, Michaela, Claudia, Hr.Gasser, Sunny haben mich finanziell unterstützt oder mir ihre Unterstützung angeboten.

* Anteilnahme und Ermutigung geschenkt haben mir Michi, Anke, Lotte, Claudia, Astrid, Christina, meine Schwestern, meine Eltern, Barbara, Karin, Jack, Johanna, Paula, Petra, Christa, Friedl, Erich, Hans, Gerald und auch alle oben genannten Personen!!!

* Die Familie in Untermoi- Rita, Silvester, Letizia, Leander und Lorenz waren unmittelbar in den Rucksackverlust involviert und 2 Tage mit dem Versuch des "wiederfindens" beschäftigt. Sie haben mir ihre Gastfreundschaft, menschliche Wärme und sehr viel reale, praktische Unterstützung geschenkt und dass obwohl ich mehr oder weniger eine "Fremde" für sie war.

* Luise und Kai haben mich letzes Wochenende nach Kals eingeladen und ein erstes aufatmen nach dem Schock ermöglicht. Sie sind mit mir zum Tristacher See gefahren, wo wir Lusies Tante Christine und Werner getroffen haben, die uns einen wunderbaren Abend in ihrem schönen Zuhause in Lienz geschenkt haben - Gurkenschaumsuppe und andere selbstgemachte Köstlichkeiten auf der Terrasse mit Blick zu den, in rötlich getauchtes Abendlicht, Lienzer Dolomiten. Am Sonntag sind wir gemeinsam mit Luises Papa zur Stüdelhütte beim Großglockner gewandert. Kai hat Montag früh auf der Bezirkshauptmannschaft Lienz bezeugt, dass ich die bin, als die ich mich ausgebe, obwohl er schon längst zu seiner Radtour aufbrechen wollte.

* Uli fährt morgen von Wien nach Osttirol fährt und hat angeboten, Ausrüstungs Zeugs für mich aus Wien mitzunehmen.

* Christina, die immer wieder ein Ohr für meine kleinen und größeren Nöte hat, meine Kurznachrichten für euch in den Computer getippt und fishy geschickt hat und den Schrankraum nach Schlafsack und Unterlagsmatte durchwühlt und alles gefunden hat.

* Last not least fishy, der heute noch versucht hat ein Aufladegerät für die Fotokamera zu finden.

Hoffe, ich habe niemand vergessen. Dank eurer Hilfe und Unterstützung ist es möglich, dass ich meine Reise bald wieder fortsetze. Der Personalausweis ist heute ebenfalls eingetrudelt. Morgen werde ich die allerletzten Dinge besorgen und jene die Christina für mich besorgt hat in den Rucksack packen, die weitere Reise planen und dann aufbrechen, bevor ich mich allzu sehr an das schöne, gemeinschaftliche und gemütliche Leben hier in Osttirol bei Hr. Gasser und Claudia gewöhne :-)

Ich danke euch allen aus ganzem Herzen für eure Freundschaft, Hilfe und die Unterstützung auf allen Ebenen!!!

xxxBarbara

p.s. Hr. Gasser, Claudia und ich waren heute auf dem Gr. Kinigat und danach auf der Filmoorhütte bei Günther, der ebenfalls schon von meinem Pech informiert war und sich gefreut hat "die Wanderin aus Wien" kennenzulernen.

 

02.07.2012

Liebe WeggefährtInnen,

"Freunde sind Engel, die uns wieder auf die Beine helfen", habe ich eben bei einem Spaziergang durch Sillian im Fenster einer Auslage gelesen.

Bin also wieder in Sillian, wo ich Sonntag vor einer Woche Richtung Sextener Dolomiten aufgebrochen bin. Alles erscheint mir ein wenig unwirklich, wie in einem Traum wo man einer unsichtbaren Spur folgt, deren Sinn man noch nicht richtig erfassen kann. Der Rucksackdiebstahl hat mich einerseits komplett aus der Spur geworfen und andererseits passieren aufgrund dessen all die unvorhergesehenen Dinge, so wie jetzt die Wiederbegegnung mit Claudia und Hr. Gasser, oder das wunderschöne Urlaubswochenende mit Kai und Luise. Diese ungewollte Pause, ermöglicht eine Vertiefung der Begegnungen und lädt mich ein, ein wenig zu verweilen, auszuruhen und abzuwarten. Fast so als gäbe es eine verborgene Dramaturgie, die noch etwas anderes von mir will, mich woanders hinführen möchte. Es geht eben im Moment alles ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe und in dieser "ungewollten Choreografie" offenbaren sich viele kleine Wunder und wunderbare Momente.

Heute Vormittag war ich plötzlich sehr traurig, weil ich mich so heimat- und beziehungslos gefühlt habe, fern jeder wärmenden Form von Zugehörigkeit und Geborgenheit. Die Konfrontation mit Behörde und Beamtentum (wegen dem Personalausweis, auf den ich 5-7 Werktage warten muss) war auch eine etwas ernüchternde, dafür war der Polizist, bei dem ich die Diebstahlanzeige (wegen dem abgängigen Pass) machte, außerordentlich freundlich und sehr bemüht. Davor musste Kai, der heute morgen mit mir von Kals nach Lienz fuhr, auf der BH-Lienz meine Identität bestätigen, weil das Öbb- Vorteilsticket dafür nicht reicht.

Wie auch immer. Der Tag wurde zunehmend heißer, auf der Suche nach fehlenden technischen Teilen und Ausrüstung habe ich in Lienz ein Geschäft nach dem anderen abgeklappert und bin an jeder Ecke auf sehr hilfsbereite und freundliche Menschen gestossen.

Claudia hat mich dann von Lienz abgeholt, gemeinsam sind wir zu Hr. Gasser nach Sillian, der uns schon erwartet und durch seinen prächtigen Garten geführt hat, wo mittlerweile bereits die Johannisbeeren reif und die Rosen in voller Pracht erblüht sind.

Wir haben unser unverhofftes Wiedersehen mit einem Gläschen Wein und einem gemeinsamen Abendessen auf der Terrasse gefeiert und danach sind Claudia und ich noch eine Runde spazieren gegangen.

Und so endet dieser Tag, dank aller freundschaftlicher Zuwendung und Unterstützung, ganz versöhnlich und friedlich, mit dem Geräusch von fließendem Wasser. Diesmal ist es der Brunnen vor dem Haus aus dem herrlich frisches, glasklares Quellwasser fließt. In Untermoi war es der Grenzbach zu den Dolomiten und in Kals ein mächtiger Gebirgsbach.

Ich bin in Sillian und folge den Spuren eines Traumes und den Um- Wegen einer Reise mit ungewissem Ausgang und wünsche euch allen eine friedliche Nacht!

Barbara

"Mögen alle Wesen glücklich sein!"

 

01.07.2012

Liebe WeggefährtInnen,

die Rucksackverflüchtigung hat auch ihre schönen Seiten. Gestern haben mich Luise und Kai in Lienz abgeholt und wir sind gemeinsam zum Tristachersee gefahren (ein wunderbarer Gebirgssee in der Nähe von Lienz). Das erste mal seit Wochen habe ich mich tatsächlich wie im Urlaub gefühlt und im Wasser und mit diesen lieben FreundInnen und all der Anteilnahme sind alle Sorgen in den Hintergrund getreten. Und heute sind wir dem Großglockner ganz nah gekommen, gemeinsam mit Luises Papa von Kals/Großglockner durch das Teischnitztal zur Stüdlhütte 2802m bei fantastischem Wetter aufgestiegen und alles ohne schweren Rucksack! Herrlich befreit und wunderbar leicht, wie ein kleiner Alpenspaziergang hat sich das angefühlt, also auch wie Urlaub! Hätte ich die entsprechende Ausrüstung und einen Kletterpartner gehabt, wie gerne wäre ich über den Stüdlgrad auf den Großglockner :-) ein ander Mal...

Morgen geht's auf die BH- Lienz. Hr. Gasser hat bereits das Quartier für mich hergerichtet und kann es gar nicht erwarten mir zu helfen und hofft noch auf ein paar Bergtouren mit mir und Claudia. Claudia hat mit dem Sportgeschäftbesitzer in Sillian gesprochen und ihm von dem gestohlenen Rucksack erzählt, worauf er ganz spontan seine Unterstützung angeboten hat. Hans (Luises Papa) hat mir eben seinen Pullover und seine Jacke angeboten (beides zu groß), mich mit Blasenpflaster, Studentenfutter und Geld versorgt und sich damit Luise, Kai und Luises Mama angeschlossen, die mir gestern zur Begrüßung ebenfalls eine Handvoll Geldscheine zugesteckt. Rundherum nichts als Fülle, Großzügigkeit und Anteilnahme. Was für eine umwerfende Erfahrung!

Ich danke euch allen aus ganzem Herzen!

eure Barbara [Standort]

p.s. Morgen bricht Gerald gemeinsam mit seiner Schwägerin zu einer 2 monatigen Querung des Alpenhauptkammes von Wien auf! Wünsche euch allen Segen, gute Gesundheit und alle Freuden auf eurem Weg!!!!

 

> Juni 2012