das Logbuch Wien - Nizza | Mai 2012
31.05.2012
Liebe WeggefährtInnen,
bin auf der Eisenkappeler Hütte in den Karawanken. Morgen geht's zur Koschutahütte. Karawanken sind über 110km lang, Karnischer Kamm deto. Sehr schlechter Empfang hier. Gute Nacht!
Lg. Barbara [Standort]
Bin am Hochobir! Wollte ihr koenntet jetzt da sein und mit mir staunen... Wunderwunderschön!!! [Standort]
30.05.2012
Heute Früh...
an der Drau, war meine Welt noch in Ordnung. Ich war gut ausgeruht, das erste Mal seit 2 Wochen war es richtig warm, vor mir lag eine leichte, nicht allzu lange Wegstrecke (dachte ich...)
Mein Weg
führte mich durch kleine Ortschaften mit so klingenden Namen wie: Brenndorf, Schreckendorf und Seidendorf. Bei herrlichem Sonnenschein, guter Dinge und gut gelaunt, frisch und fröhlich, der Drau entlang durch angenehm schattige Wäldchen (denn es wurde immer heißer) erreichte ich zu Mittag die Brückenbaustelle bei Stein im Jauntal, vor der mich Herbert freundlicherweise gewarnt hatte...
"Sie hätten wir über den Fluss gerudert"
meinte einer der Brückenbauer, mit dem ich mich ein wenig unterhalten habe. Seit Januar arbeiten er und seine Kollegen an der Brücke und furchtbar kalt war es im Winter und bis November soll sie fertig sein. Und sein Kollege ist jedes Wochenende in den Bergen...
Da ist sie wieder!
Hab sie schon richtig vermisst, die rot-weiße Markierung des 08ers. War schon ein wenig mühsamer den Weg nur anhand der Karte zu finden, alles gleich viel entspannter...dachte ich...
Auf nach:
Gar nicht weit, das wird heute ein richtig entspannter Tag, dann bin ich morgen ganz fit für den Hochobir!
Stein im Jauntal
hatte ich mir ein bisschen anders vorgestellt, gut dass ich gestern Abend nicht mehr so weit gekommen war...
Yoga ist scheinbar für alles gut...
Und noch eine Kirche
Soviel zu Stein im Jauntal
Es gibt da auch ein Flüchtlingswohnheim, zumindest vermute ich das...
Und am Wegrand eine Mohnblume
Bin heute durch den Sommer gewandert. Es war so richtig schön heiß. Vor allem beim Anstieg auf den Steiner Berg 653m, wo die Herausforderung des heutigen Tages auf mich warten wird, aber davon wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts...
Diese Forststraße
sollte mich in südwestlicher Richtung ca. 100hm bergauf führen. Ich ging in der Mittagshitze einfach immer weiter bergauf, in Gedanken an meinen Exfreund einen Text formulierend- also nicht ganz bei der Sache=der Weg, am höchsten Punkt angekommen wollte ich Mittagspause machen, aber der höchste Punkt kam nicht, denn es ging immer weiter bergauf und plötzlich schwenkte der Weg Richtung Nordosten und ich hatte die Sonne im Rücken und spätestens da wusste ich, dass irgend etwas gar nicht richtig läuft, nämlich ich. Und zu diesem Zeitpunkt realisierte ich auch, dass ich schon sehr lange keine rot-weiß-rote Markierung mehr gesehen hatte... Also alles wieder zurück und bergab... später habe ich herausgefunden, dass ich zum 703m hohen Koschitsch unterwegs war und nicht zum 653m hohen Steinerberg.
Wie konnte das passieren?
Verflixte Wegkreuzung
Ich ging also solange zurück, bis ich wieder zu einer roten Markierung kam und die lag genau vor dieser Wegkreuzung, nur wo's dann weitergehen sollte war die große Frage, denn weit und breit keine weitere Markierung. Was tun?
"Hauptsache man weiß wo der Berg ist". Ich studierte also die Karte ausnahmsweise sehr gründlich und machte mich auf die Suche nach dem Gipfel des Steiner Berges, denn von dort bräuchte ich dann laut Karte nur ein Stück bergab in südwestlicher Richtung gehen und dann wäre ich wieder auf meinem Weg.
Ich kletterte also mit meinem schweren Rucksack, weglos den doch recht steilen Waldhang hoch (es war früher Nachmittag und immer noch sehr heiß) und schaffte es wirklich bis zum höchsten Punkt, mit Blick auf die Drau und das Jauntal (sehr schön) fand da oben auch einen kleinen unmarkierten Weg, dem ich vertrauensvoll folgte, weil die Himmelsrichtung perfekt stimmte und tatsächlich, die Freude war rießig:
Rot-weiß-Rot!!!
Es war mir über einen Umweg gelungen meinen Weg wiederzufinden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie glücklich ich in diesem Moment war. Glücklich und richtig stolz war ich auf mich.
Gestern der Dackel und heute der Steinerberg. In dieser Spannbreite bewegen sich meine kleinen täglichen Herausforderungen. Denn wenn ich vor irgend etwas tatsächlich bereits vor Antritt meiner Reise Angst hatte, dann davor, mich auf irgend welchen Forststraßen in Endlosschleifen zu verirren. Also ist heute in gewisser Weise ein Albtraum wahr geworden und es ist mir gelungen, ihn erfolgreich zu bewältigen.
Unbeschreiblich, was das für mich bedeutet.
Selbstvertrauen ist die Erfahrung, dass ich fähig bin mit Herausforderungen in einer konstruktiven Weise umzugehen.
Vertrauen ist das Geschenk dieser Reise. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so sicher und voller Vertrauen gefühlt, wie auf dieser Reise und ich glaube das hat ganz stark mit dem Boden und der Erde zu tun, weil beim gehen die Füße immer in unmittelbarer Verbindung zum Boden sind. Wahrscheinlich hatte ich auch noch nie so eine hohe Dosis an "Bodenhaftung" besseres Wort dafür ist "Erdung".
Des Rätsels Lösung
Nachdem ich den Weg wieder gefunden hatte, wollte ich aber unbedingt wissen, wo die Abzweigung gewesen wäre und bin deshalb der Markierung zurück bis zur Kreuzung auf der Forststraße gefolgt. Der kleine Hohlweg, der unscheinbar von der Forststraße abzweigte war zwar markiert, aber irgend ein Scherzkeks hatte die Markierung an der neuralgischen Schlüsselstelle mit brauner Farbe überpinselt und mir dadurch heute zu einer sehr wertvollen (Lern)Erfahrung verholfen, danke!
Abzweigung zum Hohlweg
Mit überpinselter Markierung
Jetzt wisst ihr
warum auf meinen Fotos so oft Markierungen zu sehen sind, Dankbarkeit pure Dankbarkeit...
Der kleine Hüge
mit der kleinen Wolke drüber ist der Steiner Berg und ich erkläre ihn hiermit zum Hauptdarsteller der heutigen "Wanderperformance".
Der kleine Spitz in der Mitte
ist der Hochobir. Mal sehen womit er mich überraschen wird...
Am Ende des Tages
sind alle ein wenig müde
Das hätte ein schöner Zeltplatz sein können
Aber
Ich wollte nach Gallizien, weil ich großen Hunger hatte und Angst vor Gewitter...
Geschafft, fast!
Noch eine Kirche für Mutti
Weil die mag Kirchen wirklich gerne
Gallizien
Hab ich mir auch anders vorgestellt :-)
So zum Beispiel
Oder so
Endlich aus Gallizien draußen
Und immer noch nicht da...
Gasthaus Zenkl
Weniger schlimm oder schlimmer als es aussieht?
Der Blick aus meinem Zimmer
schaut auf den Star des morgigen Tages!!!
Last not least
Habe ich beim Abendessen im Garten zwei sehr sympathische Menschen- Karin und Tony, aus Köln- kennen gelernt. Die beiden sind seit einer Woche mit dem Fahrrad unterwegs, immer der Drau entlang.
Bitte geht raus und legt euch auf eine Blumenwiese und spürt wie euch die Erde trägt...
Danke Paula
"Wechselnde Pfade. Schatten und Licht. Alles ist Gnade. Fürchte Dich nicht!"
Wünsche euch eine gesegnete Nacht mit Sternenzauber und Feenstaub.
Eure Traumwanderin
Liebe WeggefährtInnen,
bin ca. 2km unterhalb des Wildensteiner Wasserfalls im Gasthaus Zenkl ein bißchen außerhalb von Gallizien. Morgen geht's tatsächlich zur Eisenkappler Hütte und wenn das Wetter mitspielt auf den Hochobir.
Meld mich ein wenig später noch einmal, ansonsten wird mein Essen kalt... [Standort]
Pause
29.05.2012
Liebe WeggefährtInnen,
bin in der Nähe von St. Kanzian am Klopeinersee gelandet, nachdem mich Herbert, dem ich gemeinsam mit seiner Frau, in den Saualpen begegnet bin, heute Vormittag angerufen hat, um mich darauf hinzuweisen, dass die Brücke über die Drau bei Stein im Jauntal gesperrt ist! Das ist wieder eine dieser glücklichen Fügungen, die ich seit Antritt meiner Reise am "laufenden Band" erlebe. Es fügt sich immer eins ins andere, ganz ohne mein Zutun, aber es braucht mein Vertrauen, vor allem Vertrauen zu meiner "inneren Stimme", oder Intuition, oder Bauchgefühl, find kein wirklich passendes Wort dafür. Und ganz sicher bin ich auch in eurer liebevollen Anteilnahme, euren Gedanken und eurem "mit mir gehen" wunderbar geborgen und gut aufgehoben, dass spüre ich ganz stark, wie viel Energie, Kraft, Unterstützung ich durch euch geschenkt und mit auf den Weg bekomme. Und kaum gehe ich wieder, "fällt alles an seinen richtigen Platz", atmet mein ganzes Sein erleichtert auf. Wie so oft fehlen mir die Worte, um diesen Zustand beschreiben zu können.
Heute habe ich mit den Wolkenbrüchen "fangen gespielt" und bin kein einziges Mal nass geworden, weil ich immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen (trockenen Ort) war. Mittagspause in der Kirche St. Stefan - draußen Platzregen, 10 min nach meinem Aufbruch neuerlicher Platzregen - unter dem Vordach eines Feuerwehrhauses ein kurzes Mittagsschläfchen, halbe Stunde später, gerade rechtzeitig unter einer uralten, sehr dichten Fichte usw. Mein Nachtquartier gefunden und bezogen, kurz vorm dunkel werden und bedrohlich umkreist von Gewitterfronten (die haben sich offensichtlich abgesprochen :-)
Jetzt bin ich wirklich müde nach so vielen Abenteuern, ein kleiner Dackel hat mir so Angst gemacht heute, wie noch nichts auf meiner bisherigen Reise, kaum zu glauben, aber ich konnte sämtliche Haare, die sich am ganzen Körper und im Gesicht aufgestellt hatten, spüren.
Aber jetzt bin ich in Sicherheit und freue mich auf das "gute Nacht Konzert" der Frösche und Grillen und auf's Bett.
Wünsche euch allen eine erholsame und friedliche Nacht!
Euer Dackelangsthase [Standort]
p.s. Und ein Hase hatte heute vor mir Angst. So hat immer irgend jemand vor irgend etwas anderem Angst...
28.05.2012
newsletter #6
Liebe WeggefährtInnen,
sitze im wunderschönen Garten meines momentanen Pausen- und Schreibdomizils, dem Gutshof "Gotschmar", wo ich gestern am frühen Nachmittag sehr erschöpft und hungrig (as usual:-) eingetrudelt bin und ich habe die große Ehre das I-Pet von Fr. Nusser, der Chefin und Seele des Hauses, zu benutzen.
Heute Früh war ich noch sehr unentschlossen, ob ich mir diesen Pausentag gönnen soll, meine Schwester Katharina hatte sich eventuell angekündigt, um ein paar Tage mit mir in die Berge zu gehen, Jonatan, mein kleiner Neffe wurde krank, meine Schwester hat keine Kinderbetreuung und blieb also in Wien und ich in Diex, weil es plötzlich keinen zwingenden Grund mehr gab, schon heute ins Tal hinunter zu steigen, umso weniger als ich weiß, dass dort ein langer Tal- und Straßenhatscher nach Stein im Jauntal auf mich wartet. Der läuft mir sicher nicht davon und wer lässt sich schon eine Gebirgsforelle entgehen? Na eben! Außerdem habe ich am Nachmittag ausgiebig sauniert und meine müden Knochen und Muskeln entspannt, nachdem meine Schwester mir mit dem Satz, "Du machst ja keine Bußreise", quasi Rückendeckung für diese Entscheidung gegeben hat. Die lieben Freunde, manchmal ist es ja nicht so hilfreich auf sie zu hören, heute Früh hat mich einer von ihnen angerufen, der ohnehin der Meinung ist, dass ich einen Dauerurlaub im Lotteriespiel der Kulturabteilung gewonnen habe und wahrscheinlich sehr erstaunt wäre, wenn ich ihm erklären würde, dass es mir mit dieser Unternehmung sehr ernst ist und ich sie als eine meiner (Lebens)Aufgaben betrachte, wo ich es zwar als unglaubliches Geschenk empfinde, diese verwirklichen zu können, aber wie "Urlaub" im klassischen Sinn des Wortes fühlt es sich überhaupt nicht an. Nun ja, und jener Freund meinte eben auch, "nur nicht anbrennen im Hotel, jeden Tag gehen!". Worauf ich dann tatsächlich gleich ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich Faulpelz und "Subventionsschmarotzerin" am Pfingstmontag keine Lust auf "Dienst nach Vorschrift" hatte.
Es ist ja leider nicht automatisch so, dass wenn sich eine auf eine solche Reise macht, alle einschränkenden Überzeugungen einfach zu Hause bleiben und sich endlich eine schöne Zeit machen und beim Wiedersehen gibt's dann eine "fröhliche Wiedervereinigung bis auf weiteres". Ganz im Gegenteil, alle und alles wandert schön brav mit, nur Johnny - eines meiner bekannteren Alteregos - ist zu Hause geblieben und wenn er könnte, würde er sich demnächst mal mit Robert Dressler und wenn's sein muss mit Mailath Pokorny höchstpersönlich über die "Wanderperformance von der Kraus" unterhalten, aber bis jetzt gibt's keinen diesbezüglichen Auftrag und den braucht Johnny um aktiv zu werden... Er macht nämlich tatsächlich "Dienst nach Vorschrift" genau so wie die Beamtenschaft, insofern gibt es da ja bereits einige Berührungspunkte. Wobei "Dienst nach Vorschrift" natürlich eine Frage der Interpretation ist.
Dabei wollte ich mich heute kurz und bündig halten, weil mir eine Weggefährtin geschrieben hat, dass sie mit dem lesen gar nicht mehr nachkommt. Johnny würde schon deswegen nicht alleine über die Alpen gehen wollen, weil ihm das eine viel zu einsame Angelegenheit wäre. So wie ich ihn kenne, würde er allerhöchstens drei Schritte bis zur nächsten Hütte machen, sich dort gemütlich niederlassen, ein Bier trinken, mit der Hüttenwirtin flirten und mit jedem über Gott und die Welt philosophieren und sich am Abend von einer freundlichen Wanderin zurück ins Tal bringen lassen (mit dem Auto selbstverständlich und er hätte deswegen keine Sekunde lang ein schlechtes Gewissen). Aber Johnny ist lieber gleich in Wien geblieben und bekommt zur Zeit viel Aufmerksamkeit von Angie geschenkt, die ihre Diplomarbeit für Theaterwissenschaft über ihn schreibt, und ich glaube die beiden verstehen sich ganz gut, also hat Johnny in Wien auch ohne mich eine schöne Zeit. Für alle, die sich jetzt überhaupt nicht auskennen, weil sie weder meine künstlerische Arbeit kennen, noch je etwas über Johnny und Alteregos gehört haben, wird fishy (das ist der Mann im Hintergrund, der mit großem, unermüdlichem Einsatz dafür sorgt, dass mein Geschreibe an euch formatiert und lesbar auf der homepage landet und darüber hinaus das gesamte Reisetagebuch eingerichtet hat und es laufend, also fast täglich betreut) am Ende dieses Schreibens ein paar links für euch anführen, damit ihr zumindest wisst von wem hier die Rede war.
Soviel dazu. Habe eben, unabsichtlich, einen ganzen Absatz gelöscht, wo ich Walter Heun - das ist der künstlerische Leiter des Tanzquartier Wiens und einer meiner Kooperationspartner - erklärt habe, dass er sich keine Sorgen darüber machen braucht, dass meine Unternehmung ein "als ob" Theaterereignis ist, im Gegenteil: keine Wind- und Nebelmaschinen, keine vierte Wand (so wird die Trennung zwischen Publikum und dem Geschehen auf der Bühne bezeichnet), keine Kompromisse in Bezug auf die "Materialität" des Körpers und ein Kunstwerk, dass sich diesen und den Gesetzmäßigkeiten des Raumes und des Weges in jedem Fall unterzuordnen hat. Es kann weder beschleunigt, noch irgend wohin gepusht werden, es entzieht sich sofort, wenn zuviel Absicht und Druck dahinter ist, es darf sich nicht an den Meinungen, Ängsten und Projektionen der "anderen" orientieren und es bleibt am Boden der Tatsachen, auch wenn es sich manchmal wie fliegen anfühlt.
Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, bin ich heute ein klein wenig "bissig", aber ich kann und will nicht im Dauerauftrag Optimismus versprühen. Das ist auch Teil meines Kunstverständnisses: immer wieder die Erwartungen, die eigenen und die der anderen, hinterfragen, auf ihre Stimmigkeit hin überprüfen und wenn notwendig, sie nicht erfüllen. Sobald etwas zur Pflicht wird, habe ich, genau so wenig wie Nina Hagen, Lust darauf, sie zu erfüllen. Kunst und Pflichterfüllung schließen sich meiner Meinung nach sowieso von vornherein aus, und wer will schon ein Leben oder eine Liebe aus Pflichterfüllung, oder ein Geschenk, auf dieses verzichtet frau/mann doch freiwillig.
Die Forelle wartet auf mich.
Was ich euch mit diesen Zeilen sagen möchte? Es ist alles anders, als es aussieht. Und geben wir uns doch gegenseitig die Erlaubnis, nur das zu tun und zu sein, wo uns das Herz vor Freude und Intensität aufgeht. Schluss mit Dienst nach Vorschrift!!! Und mir ist sehr bewusst und ich erlebe das tagtäglich selbst, wie leicht es sich sagt und wie schwer es ist, es zu leben...
Also nicht verzweifeln, beharrlich wie eine Schnecke und Zuversicht wie ein Berg so groß und sich zwischendurch elend, einsam oder wie ein lebendes... "aber jetzt Punkt", sagt die Wirtin und stellt die Suppe auf den Tisch. Viki hat mir bei dem Aufbruch am 15. April in mein Adressbuch geschrieben: "essen nicht vergessen!" Mahlzeit.
eure Pausenbabsi :-)
Diex, 28.05.2012
LinksBarbara Kraus (@ das Schaufenster)
JohnPlayerSpezial (@ das Schaufenster)
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JohnPlayerSpezial trifft Innenminister Platter
Aloisia Schinkenmaier trifft den Satan
27.05.2012
Bin in Diex und werde heute hier im Gasthaus Gotschmer übernachten und mich jetzt ein wenig ausruhen. Morgen geht's weiter nach Völkermarkt und Stein im Jauntal. Von dort bereits zur Eisenkappeler Hütte und auf den Hochobir :-) der zu den schönsten Aussichtsbergen der Karawanken zählt. Ab der Eisenkappeler Hütte bin ich auf dem Südalpenweg 03 in den Karawanken, dem Karnischen Höhenweg und den Dolomiten unterwegs. Das nächste größere Ziel ist Bozen. Zur Zeit bin ich schon ganz nahe bei Slowenien und kann es gar nicht fassen, dass ich das alles zu Fuß gegangen bin. Mach jetzt ein Nachmittagsschläfchen Lg. Barbara [Standort]
Über alle diese Berge bin ich die letzten 3 Tage gegangen..
26.05.2012
Liebe WeggefährtInnen,
gestern war der Wind mein treuester Begleiter und heute waren es die Wolken und ein unendliches Gefühl von Weite. Als ich bei der Hütte ankam, war die schlechte Nachricht zuerst mal "kein Bett mehr frei". Ich blieb ganz gelassen (hab ja meinen warmen Schlafsack dabei) und mittlerweile habe ich ein Zimmer für mich alleine, darf als einziger Gast die private Dusche benutzen und das alles nur deswegen, weil mich Angie aufgrund der Tatsache, dass ich bereits seit 3 Wochen alleine unterwegs bin und vorhabe bis Nizza zu gehen, in ihr mütterliches Herz geschlossen hat und wahrscheinlich auch weil einer meiner Schutzengel wieder mal gut auf mich geschaut hat. Das seltsame ist, dass mich die Nachricht "es gibt kein Bett mehr" wirklich in keinster Weise beunruhigt oder geängstigt hat, ich habe es einfach akzeptiert und mir keine Sorgen gemacht deswegen.
In der Hütte war es warm und freundlich, es gab ein üppiges und sehr schmackhaftes Essen, nette Menschen zum plaudern und lachen, das alles sind paradiesische Zustände nach einem Tag Kälte und alleine unterwegs sein, ist es nicht nur die Wärme des Herdes, sondern insbesondere die menschliche Wärme, das eine tut den Knochen gut und das andere meiner Seele und meinem Herzen und notfalls hätte ich gemeinsam mit Stefan, Walter und Mia im Notquartier schlafen können.
Heute bin ich kurz vor der Getrusk, einer ebenfalls alleine wandernden Frau, pardon sie war mit einer entzückenden Hündin namens "Candy" unterwegs, begegnet. Sie arbeitet an einer Alternativschule "Kleks" in Graz und im Juni gibt es ein alljährlich stattfindendes Tanz- und Theaterprojekt an der Schule und das diesjährige steht unter dem Motto "Aufbrüche".
Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich Teil einer AktivistInnengruppe für Menschenrechte und Tiefenökologie war. Wir sind in verschiedenen Gruppen alle zu Fuss durch die Welt gezogen, so dass immer jemand vor Ort war, wenn jemand Unrecht zugefügt oder die Erde zerstört wurde. Weil wir so langsam waren begegneten uns auch kleine unscheinbare erscheinende Formen von Gewalt, die wir entweder gleich schlichten konnten oder wo wir aus anderen Gruppen "Verstärkung" bekamen. Es ist ein unglaublich stärkendes Gefühl zu spüren und zu erleben, mit den eigenen Anliegen nicht alleine zu sein. Vielleicht bin ich mit dieser Reise ein Stück weit auch mit der Frage nach meiner Zugehörigkeit beschäftigt, mit der Suche nach Gemeinschaft und Verbundenheit. Und ich finde sie in jedem Stein, in den Wolken, in dem kleinen roten Käfer und in den Begegnungen, so wie heute mit Eva Faber und Candy oder mit Angie.
Hier auf der Hütte hängen eine Menge Panoramabilder der Alpen, ein winzigkleines Stück davon, habe ich bereits durchquert. Mir selbst kommt es bereits wie ein rießiges vor, immerhin bin ich bereits 3 Wochen unterwegs :-)
Uff, habe mit der Wegbeschreibung begonnen. Viel zu ausführlich. Um 22:00 will ich ins Bett, also wird mein bisheriger Wegverlauf in Stationen zu euch kommen. Bin sehr müde und wünsche euch allen eine friedliche Nacht mit aufbauenden Träumen.
xxxBarbara
Mein bisheriger Weg:Freitag 4. Mai 2012 Reisetag 1
12:00 Mittag von Greifenstein gemeinsam mit Christina (meiner Schwester) und Christina Steinle Aufbruch zum Eichenleitenberg 411m nördlichster Punkt der Alpen. Christina Steinle verabschiedet sich kurz nach der Burgruine, meine Schwester und ich finden den Eichenleitenberg, eine kleine Waldlichtung von Eichen umrundet, die Maiglöckchen sind bereits am verblühen. Wir wandern auf dem nördlichen 04er weiter nach Hainfeld, durch den Wienerwald, wo wir kurz vor St.Ägyd vor dem Hagental die Berliner Friedenswanderin mit Wurfzelt und 18kg Rucksack treffen, sie ist auf dem Weg nach Jerusalem. Vor der Hagenbachklamm macht meine Schwester das bisher einzig veröffentlichte Video- "Danke Ma7" dieser Reise. Durch die Hagenbachklamm begleiten uns jede Menge Feuersalamander und bei der Greifvogelstation treffen wir einen zahmen Turmfalken, der eben sein Nachtmahl- Hähnchenteile- serviert bekommt. Uns plagt ebenfalls bereits der Hunger, von Unterkirchbach wollen wir nach Oberkirchbach zum Gasthaus Bonka, übersehen das Wegweisschild und stapfen mit, wie wir fälschlicherweise annehmen, letzter Energiereserve auf den Hügel vis a vis von Oberkirchbach und ich wundere mich den ganzen Weg lang, dass es hier so anders ausschaut als ich es in Erinnerung habe. (hatte drei Wochen davor eine Radtour durch dieses Gebiet gemacht). Hilft alles nix, nachdem wir unseren Irrtum erkannt haben, müssen wir den Berg wieder runter und auf der anderen Seite wieder rauf, dort warten die herrlichsten Spinatknödel auf uns und auf mich die erste Nacht von vielen in einem fremden Bett, die sich mittlerweile ganz vertraut anfühlen. Christina verabschiedet sich an diesem Abend von mir und seither bin ich allein auf Reise.Sa. 5. Mai 2012 Reisetag 2
(Ab jetzt etwas weniger ausführlich, sonst sitze ich bis morgen Früh da...)
404er über Tulbinger Kogel- Passauerhof (Mittagspause, Telefonat mit meinem Vater)- zur Troppbergwarte (erstes Gewitter mit kurzem heftigem Regen)- zum Heinratsberg. Bin froh im Wienerwaldhof schlafen zu können, weil weitere heftige Gewitte, während ich mich bereits in der hauseigenen Sauna aufwärme.Sonntag 6. Mai 2012 Reisetag 3
Heinratsberg über herrlich weiläufige Wiesen, an vereinzelten Bauernhöfen mit Schafen und blühenden Apfelbäumen vorbei nach- Purkersdorf- dort im Wald lerne ich Hermi und Peter Fischer kennen, wir gehen ein Stück gemeinsam, seither zählen sie zu meinen treuesten "WegbegleiterInnen" und "verfolgen" jeden meiner Schritte dieser Reise.
Strasshof-Kratzberg/Laaben bei am wunderschönen Kratzberghof bei Bekannten übernachtet und mich dort sehr willkommen gefühlt.Montag 7. Mai 2012 Reisetag 4
Schöpfel/Matraswarte- St. Corona am Schöpfl- ca. 2km auf der Straße Richtung Altenmarkt- Abzweigung nach rechts auf den "Wr. Mariazellerweg 06"- kurz vor Kaumberg. Erste Zeltnacht in einem kleinen Wäldchen
neben einer Kuhweide. Für den Audbruch am nächsten Morgen brauche ich drei Stunden.Aufbruchstimmung heute Morgen, vom Klippnitztörl weiter Richtung Süden...
Gertrusk 2044m kalt und windig, aber kein Vergleich zu gestern.
Auch große Saualpe genannt, zweiter Gipfel heute. Die Saualpe. Fast immer auf 2000m unterwegs und trotzdem wie in der Tundra, unglaubliche Weite... auf einem der vielen Hochplateaus...
Dieses Teil ist ein Abhörgerät aus Kriegszeiten, wie ich von einem Gast auf der Hütte erfahren habe.
Immer noch guter Dinge, trotz Kälte.
Der kleine knallrote Punkt, ist ein kleiner Käfer, der mir heute über den Weg gelaufen ist.
Kurz vor der Wolfsberger Hütte. Auch hier blühen die Sumpfdotterblumen
Vor der Hütte fließt diese kleine Quelle.
Hier werde ich heute Nacht schlafen.
Bin gut hier auf der Wolfsberger Hütte in den Saualpen angekommen. Meld mich später, Suppe wartet! [Standort]
Ihr Lieben,
nach 2 Tagen ohne Netz und Empfang, dreh ich mitten in der Nacht, dass handy auf um zu schauen wie spät es ist und siehe da, plötzlich funktioniert's wieder :-) Habe meine gestriges "3Wochen auf Reise sein", nicht wie vorgehabt, mit einer ausführlichen bisherigen "Wegrekapitulation" gefeiert, sondern bin tatsächlich mit den Hühnern schlafen gegangen, d.h. es war noch nicht mal richtig finster :-)
Blick zurück auf JudenburgDer gestrige Tag hat einiges von mir gefordert, erstens war der Weg zwar wunderschön, aber sehr lang (war von 6:00 in der Früh bis 18:00 am Abend unterwegs, also 12 Stunden) und zweitens hat es mich oben am Zirbitzkogel und den gesamten Kamm der Seetaler Alpen fast davon geweht und ich war einmal mehr froh, dass ich so einen schweren Rucksack habe :-) Nein ganz im Ernst, ich liebe im Normalfall Wind und auch gegen einen kräftigen Sturm habe ich nichts einzuwenden, aber ich hatte tatsächlich Schwierigkeiten mich auf den Beinen zu halten und bin stundenlang mutterseelenalleine wie eine Betrunkene durch die Landschaft getorkelt und habe mit dem Sturm gekämpft und verstanden, dass er in jedem Fall stärker ist als ich. Nicht umsonst schaffen es diese Stürme hier ganze Bäume einfach so aus den Wurzeln zu heben und die liegen dann hilflos hingestreckt da und machen den Weg mitunter zu einem Hindernislauf.
Am Weg von Judenburg in die Seetaler AlpenDer letzte orkanartige wurde "Paula" genannt und hat ganze Wälder zum Kippen gebracht, wie mir die alte Reiterbäuerin während unsere gemeinsamen Mittagsrast in der Sonne, vor ihrem ehemaligen Gasthaus, erzählt hat. Aber das war bereits vorgestern. Da bin ich von Judenburg Richtung Seetaler Alpen gezogen, bei relativ durchwachsenem Wetter, das ich immer besser abschätzen und damit umgehen kann. Nicht so mit langen Märschen über asphaltierte Straßen, die setzen meinen Füßen ziemlich zu und weil das Gebiet rund um den Zirbitzkogel nicht nur Landschaftsschutzgebiet, sondern absurder Weise auch millitärisches Sperrgebiet ist, haben sie eine schöne kilometerlange Straße gebaut und mein Weg der 08er verlief zum Teil auf dieser Seetalerstraße zuerst lang und weit in den Graben hinein und gegen Ende auch bergauf. Ganz oben, kurz vor dem "Hauptcamp" gibt es mitten im Niemandsland direkt neben der Straße eine kleine Wochenendhaussiedlung, die sich "Brand" nennt und völlig geisterhaft, weil komplett leblos wirkt.
Die lange Seetalerstraße zu BeginnHatte dann noch das Glück erwachsenen jungen Männern beim "Krieg spielen" zuschauen zu dürfen, etwas, das ich in dieser Form nur aus Filmen kenne, aber mitten in den Bergen auf einer relativ steil ansteigenden Gebirgswiese, auf vom Regen aufgeweichter und völlig durchnässter Erde hatte folgendes Szenario nicht nur etwas, mir sehr unheimliches und komplett unverständliches, sondern durchaus auch Kabaret Qualität: eine Gruppe grüngewandeter, bis auf die Ohren bewaffneter junger Männer liegen bauchlings und völlig regungslos am Boden. Ein stehender Mann (der auch mich, die ich das Szenario aus sicherer Entfernung beobachte, fest im Blick hatte) bellt irgendwelche Kommandos, worauf ein Teil der Männer aufspringt, in voller Montur ein paar Meter den steilen Hang hochrennt, um sich sogleich wieder hinzuwerfen. (da können sich die tibetischen PilgerInnen, die den Kailasch mit Niederwerfungen umrunden, noch was abschauen), wobei einer der Soldaten durch den aprupten Aufprall am Boden immer wieder aus dem Gleichgewicht kam und dann hilflos wie ein auf den Rücken gefallener Käfer mit Armen und Beinen in der Luft herumruderte, wofür er dann noch zusätzlich angeschrien wurde. Aber ansonsten funktionerte die Choreografie der abwechselnden Niederwerfungen wie am Schnürchen und das letzte, was ich zu sehen bekam, war ein reptilienartiges, wiederum in Gruppen versetztes, den Hang hochrobben.
Habe danach viel über die Sinnhaftigkeit und die Auswirkungen einer solchen autoritären Sozialisierung von jungen Männern nachgedacht und mir vorgestellt, wie unser Leben aussehen würde, wenn dieser komplette Wahnsinn, der soviel Leid und Gewalt erzeugt, weltweit abgeschafft würde und alle jungen Männer stattdessen lernen, (gewaltfrei) zu kommunizieren, sich um alte, schwache, hilfsbedürftige, kranke Menschen kümmern, mit Kindern spielen, in sozialen und ökologischen Projekten mitarbeiten, also alles was der Pflege, Sorge und dem Erhalt des Lebens dient. Hätte ich die Macht, dann würde ich das Millitär abschaffen. Sofort!!! Wieviele kreative und finanzielle Ressourcen das freisetzen würde, ganz unabhängig davon, welche anderen Männlichkeitsbilder dadurch entstehen könnten und wie sich dadurch sämtliche Beziehungsgefüge verändern würden...
Und so schaut mein Zimmer bei meiner gestrigen Ankunft aus, sooo gemütlich und ich habe einmal mehr wunderbar geschlafen!Mittlerweile ist es bereits halb fünf geworden und die Vögel beginnen zaghaft zu zwitschern. Ich bin am Klipitztörl im Naturfreunde Schutzhaus und jetzt vom langen Schreiben am handy, wieder müde, werde also noch eine Runde schlafen. Heute geht's über die Saualpe weiter Richtung Süden. Seit gestern Nachmittag bin ich in Kärnten und bald an der Grenze zu Slowenien. Unglaublich wie weit frau nur mit der Kraft der eigenen Füße kommen kann!
Auch meine zwei Freunde sind froh, dass sie sich jetzt ausruhen dürfen...Wünsche euch ein erholsames Pfingstwochenende! Eure, den Träumen nachgehende (...) Barbara [Standort]
25.05.2012
Guten Morgen! Endlich wieder Empfang. Bin am Weg zum Zirbitzkogel in den Seetaler Alpen. Wunderschön hier!!! Alles Liebe xxxBarbara [Standort]
24.05.2012
23.05.2012
Bin in Judenburg!! Hab sogar noch ein Zimmer im Gasthaus Murblick, dass mir Marias Mann empfohlen hat, vielen Dank!!! Und jetzt zur Abwechslung wieder mal essen :-) meld mich vielleicht später noch mal... Lg. Barbara [Standort]
Ihr Lieben,
vielleicht haben sich einige von euch schon gewundert wo ich stecke. Habe gestern Vormittag den wunderschön gelegenen Thalberghof bei Knittelfeld verlassen, mich in Knittelfeld mit Fair Trade Schoko und diversen Riegeln versorgt, 2 neue Speicherkarten für die Kamera besorgt und die bereits nicht mehr benötigten Karten und ein paar Postkarten nach Hause geschickt. Nachdem das alles erledigt war, bin ich bei strömendem Regen, dem 02er folgend über den Tremmelberg nach Seckau gewandert. Was eine ganz eigene sehr intime Erfahrung war, weil durch den zusätzlichen Nebel die Welt um mich herum verschwunden ist. Das habe ich als eine große Geborgenheit empfunden- aufgehoben im "Nichts". Wasser hat mich gestern als sehr prägender Sinneseindruck begleitet, plötzlich wurden selbst die Wege zu kleinen Bächen und die Bäche zu einer schnell fließenden braun gefärbten Masse.
Mitten in diesem Niemandsland bin ich zwei SpaziergeherInnnen aus Seckau begegnet, die mir freundlicherweise das GH zur Post als einen möglichen Ort zum aufwärmen, trocknen und stärken vorgeschlagen haben. Die freundliche und lustige Wirtin Lini (hat mich ein wenig an Aloisia- eines meiner Alteregos- erinnert) hat meine völlig durchnässte Wanderkarte kurzerhand am Ofen zum Trocknen ausgebreitet und auch der vor Nässe triefende Regenponcho wurde über dem Ofen aufgehängt. Bekam dann eine heiße Zitrone mit Löwenzahnhonig von einem örtlichen Imker und eine Fritattensuppe, wo das Liebstöckl herrlich herausgeschmeckt hat. Saß also mit Lini und Ferdinand, der mit großer Trauer darüber erzählt hat, dass keines seiner Kinder den Hof übernehmen möchte (zu dem auch eine große, schöne Alm gehöre) und habe mich sehr willkommen und wohl gefühlt in diesem Wirtshaus, wo die 89ig jährige Mutter von Lini noch jeden Tag in der Küche steht und kocht, wie ich am Abend von Maria, meiner Gastgeberin der letzten Nacht , erfahren sollte. War und bin jedenfalls sehr froh, dass ich diesen "Umweg" über Seckau gemacht habe und nicht wie mir Jürgen Rossoll empfohlen hat, gleich mit dem Bus von Knittelfeld nach Judenburg gefahren bin.
"man war nur dort wirklich, wo man zu Fuß hingegangen ist." Dieser Satz bestätigt sich für mich immer mehr. Denn was hätte ich gestern alles nicht erfahren und erlebt, wenn ich diesen Weg nicht gegangen wäre. Vor allem die Begegnung mit Maria, die hätte dann nicht stattgefunden. Maria habe ich nach einem Wirten gefragt, wo ich schlafen wollte (in Schattenberg bei Innering II), der hatte gottseidank Ruhetag und so bin ich bei Maria gelandet, die mich am Abend noch auf den besten Kräutertee meiner bisherigen Reise (eine selbst hergestellte Mischung aus ihrem Garten) eingeladen hat. Im Ofen hat ein wärmendes Feuer gebrannt, im Ofenloch haben meine Schuhe ebenfalls ein warmes Plätzchen zum trocknen gefunden und Maria hat von ihrem Leben als Biobäuerin erzählt, von ihren Enkelkindern um die sie sich kümmert (eine ihrer Töchter wohnt gleich nebenan), von der Arbeit im Garten, die sie liebt, von dem ZweiBerge Lauf auf den Radmer, den sie einmal im Jahr mit FreundInnen macht, wo sie 16 Std. unterwegs sind, von ihrer spirituellen Suche und von ihrer "Ankunft im chrislichen Glauben". Mit Maria zu sein und zu sprechen war einfach pures Wohlgefühl.
Habe heute, nach dem ebenfalls besten Frühstück meiner bisherigen Reise (wunderbares Brot, selbstgemachte Johannisbeermarmelade, ein Ei der hauseigenen Hühner und als Krönung ein gekochtes, warmes Dinkelmüsli mit Äpfel und Nüssen!!! Und so einen herrlichen Kräutertee hat sie mir, neben einem kleinen Marienschutzamulett mit auf den Weg gegeben. Habe heute viel über Gastfreundschaft nachgedacht nach all diesen Begegnungen, auch am Weg zur Gaalerhöhe, wo mir nach einem schweisstreibenden Aufstieg eine Bäuerin etwas zum trinken angeboten hat, oder gestern, wo ich in Schattenberg einer alten Frau begegnet bin, die eben in einer kleinen Emailkanne Milch vom Bauern geholt hat und mir gleich ein Glas angeboten hat. Die "nicht professionalisierte" Gastfreundschaft ist umwerfend freundlich und großzügig. Schon alleine diese Erfahrung wird mich zutiefst verändert nach Hause kommen lassen. Und das alles passiert mir in Österreich!!! Kaum zu fassen. Erinnert mich auch sehr an meine Kindheit, wo die Haustür niemals zugesperrt war.
Jetzt sitze ich auf einer Bank in der Sonne, unter mir liegt Judenburg vor mir die Seetaler Alpen mit dem Zirbitzkogel in kleine Wolken gehüllt. Ich trinke den Tee von Maria, denke an euch und bin sehr dankbar und glücklich.
Eure Barbara [Standort]
p.s. Vielleicht würde die Welt tatsächlich anders ausschauen, wenn mehr Menschen hauptsächlich zu Fuß gehen würden. Jedenfalls wären die Straßen nicht asphaltiert, gnadenlose Härte für die Füße. Straßen sind nur für Autos gut und die tun niemand gut, den Menschen nicht und der Erde schon gar nicht. Sag ich jetzt einfach mal so. Und wieviel andere schöne Dinge Menschen erleben und sich leisten könnten ohne Auto. Das wäre doch mal eine Studie wert...
p.p..s. Am Weg von Seckau nach InneringII gibt es noch einige Bauernhöfe und sofort ist die Landschaft mit Leben und Lebendigkeit erfüllt und kein Freizeitpark oder Schlafcontainer für die Landbevölkerung, die zum arbeiten in die Städte fahren...
22.05.2012
Guten Morgen!
Ein nebelverhangener Sonnenaufgang hat mich heute Früh geweckt. Fühle mich nach dem gestrigen Pausen- und Schreibtag frisch, gestärkt und guter Dinge. Ich und meine Füße, also wir :-) freuen uns auf's weitergehen, wird langsam zur selbstverständlichsten Tätigkeit meines momentanen Lebens.
Gestern Abend habe ich das erste Mal seit 2 Wochen wieder mal eine Zeitung in der Hand gehabt und über das Elend und die Verzweiflung der griechischen Bevölkerung gelesen, dass hat einiges meiner subjektiven Erfahrungen der letzten 2 Wochen relativiert und ein Stück weit in Frage gestellt. Gleichzeitig bin ich ja mit der brennenden Frage nach Visionen und Alternativen zu einem wahnsinnigen und durch und durch kranken und krankmachendem System unterwegs. Hab auch keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wie es ändern. Nichts desto trotz glaube ich an unser kreatives, gemeinschaftliches Potential und daran dass es mehr als eine Möglichkeit gibt unser Zusammenleben und den Umgang mit unseren Ressourcen zu gestalten.
"there is no alternative" ist einfach eine Lüge des herrschenden neoliberalen, kapitalistischen Systems und gehört als solche auch durchschaut. Dafür braucht es viele kleine Schritte, die nah am Boden der Realität bleiben und nicht in völlig undurchsichtigen Finanzmärkten versickern. Wenn selbst führende Ökonomen davon sprechen, dass dieses System zu einem nicht zu durchschaubaren Selbstläufer geworden ist, dann braucht es nicht nur Entschleunigung, sondern eine lebendige Verbindung zu jenen Dingen, die unser überleben garantieren und das ist sicherlich nicht Geld und grenzenloses Wachstum. Jedes Kind wird das verstehen können, warum nicht auch wir?
Ok. mein Weg "ruft" mich. Wünsche euch einen wunderbaren Tag mit einem Bewusstsein dafür, dass das Leben ein Geschenk ist. Mögen alle Wesen glücklich und frei von Angst sein. Schade, dass ich noch nicht in Kärnten bin, da weilt zur Zeit der Dalai Lama, den hätte ich sehr gerne getroffen...
21.05.2012
newsletter #5
Liebe WeggefährtInnen,
interessant wie meine "Briefe" an euch von dem jeweiligen Ort, an dem ich mich befinde, mitgeschrieben werden. Heute ist es ein laut brummender Kühlschrank in meinem Ohr und eine tickende Uhr an der Wand, die meine Zeilen an euch "musikalisch" begleiten. Der Thalberghof (ein Gasthaus mitten im Wald) von einem schwulen Pärchen (die sich leider zerstritten haben), vor vier Jahren liebevoll gestaltet und jetzt neu übernommen, wo ich mich seit gestern Abend befinde, ist mein Pausen- und Schreibdomizil geworden.
Heute in der Früh beim Frühstück in der Wirtsstube habe ich aus dem Radio entnommen, dass Neumond ist und dass sich dieser gut für Veränderungen eignet, genauso wie der Weg Richtung Süden, den ich die letzten Tage gegangen bin, für Veränderung steht. Heute regnet es jedenfalls, das heißt, das Wetter hat sich wieder mal verändert, aber das tut es ohnehin dauernd, dafür braucht es keinen Neumond.
Ihr Lieben! Mittlerweile bin ich bereits 17 Tage unterwegs und auf Reise und mein Mitteilungsbedürfnis wird offensichtlich immer größer, wie meine Schwester Christina gestern per sms "schmunzelnd" bemerkt hat, weil meine Antworten an sie immer länger werden. Am liebsten würde ich jeden Tag an euch schreiben, weil mir so viel durch den Kopf geht, ich so voll bin mit Eindrücken, Gedanken, Einsichten, sinnlichen Erlebnissen, Begegnungen etc., und gar nicht weiß, wie ich das alles zusammenfassen und in aller Kürze auf den Punkt bringen kann. Aber vielleicht braucht es das auch nicht, und ihr könnt meine Nachrichten an euch in Etappen lesen, so wie mein Weg ebenfalls aus unterschiedlichen Abschnitten besteht...
Heute habe ich tatsächlich ein Mittagsschläfchen gemacht, mit dem Geräusch des Regens bin ich in meinem Rosenzimmer eingeschlafen, mein Körper ist schon sehr müde und mein Geist will bereits weiterziehen, unwillig hat er sich heute dazu überreden lassen, hier zu bleiben.
Während des Gehens entstehen Geschichten aus den Begegnungen, so hat mich z.b. am Weg zum Hochlantsch eine kleine Maus, die vor lauter Schreck über den Schnee ausgerutscht an einen Baum geknallt ist und dann nach ein paar weiteren desorientierten Momenten sich endlich vor dem Rucksack tragenden Ungeheuer auf zwei Beinen in Sicherheit bringen konnte, dazu inspiriert, eine Geschichte über unsere Begegnung zu erfinden.
Während des Gehens gibt es Momente, wo mich aufgrund der Begegnungen davor (auf den Hütten, am Weg) viele Gedanken begleiten und beschäftigen, es ist ein unglaublicher Luxus, endlich den Raum und die Zeit zu haben, diesen Gedanken nachzugehen, ihren Widerhall im Körper zu spüren und zu merken, wie jede dieser Begegnungen, gerade in ihrer Flüchtigkeit und Seltenheit, zu etwas Besonderem wird. Die Abwesenheit von sozialen "Verpflichtungen", kein Telefon das permanent läutet, fast so als wüssten alle, dass ich jetzt auf Reise bin, in einem anderen Raum unterwegs, wo Telefongespräche einfach unangebracht sind. Was aber auch zur Folge hat, dass ich eine andere Form dafür finden möchte, wie ich die vielfältigen auch sinnlichen Eindrücke teilen kann.
Während des Gehens gibt es aber auch Momente der Leere, wo nichts anderes ist als mein Atem, Schauen, Riechen, Hören, Spüren und Sein. Dasein. Und immer wieder dem eigenen Lebenspuls, dem Herzensraum, ganz nahe sein und kommen, und in diesem meine Verbundenheit mit allen Lebewesen zu spüren, meine Liebe für die Menschen, die mich begleiten, die meine Lebensreise begleiten oder begleitet haben. Es entsteht in solchen Momenten eine tiefe Dankbarkeit in mir, auch dafür, endlich den Raum zu haben, die Schönheit und Fülle meines Lebens würdigen zu können.
Während des Gehens ist die Welt in Ordnung, weil die Füße einen Schritt nach dem anderen machen, und mehr als das geht nicht. Das Zusätzliche sind die Ängste, die Befürchtungen, die Sorgen, der eigene Ehrgeiz, manchmal auch die Müdigkeit, die von mir als lästig empfunden wird, weil ich am liebsten wie ein Riese mit Riesenschritten über alle diese wunderbaren, schneebedeckten Berge gehen würde, dem Himmel ganz nahe. Aber ich bin kein Riese, und das ist gut so. Die Nähe zum Boden erinnert an die eigene Menschlichkeit, und selbst die stärksten Füße werden irgendwann müde und wollen sich ausruhen.
Ich könnte euch die Reise der letzten Tage anhand der Wege, die ich gegangen bin, erzählen, aber wohin wird mich/uns das führen?
"Warum machst Du das? Alleine über die Berge gehen. Hast Du keinen Mann? Hast Du keine Angst? Mit dem Rucksack würde ich keine zehn Schritte gehen wollen. Warum fährst Du nicht mit dem Auto, da wärest Du schneller in Nizza..."
Neben der begeisterten Anteilnahme, der Bewunderung, der Freude und den leuchtenden Augen, die meine Unternehmung bei den Menschen, welchen ich unterwegs begegne, auslöst, gibt es auch so etwas wie - wie nannte es Fritz - "absolutes Unverständnis", aber das ist eher selten, schon eher Neugierde, Interesse und "verstehen wollen".
Gestern, am Weg von der Gleimalmhütte Richtung Knittelfeld, habe ich viel über diese Frage nachgedacht: "Warum machst Du das eigentlich?". Christian und Anne - die beiden Hüttenwirte auf der Gleimalm - haben sich am Jakobsweg kennengelernt und sind darauf hin zu einem Paar, mittlerweile mit Kind, geworden. Martin Prinz, der 2009 den roten Via Alpina Weg von Triest nach Monacco gegangen ist, hat im Großen Walsertal seine zukünftige Liebe getroffen, die ihn mehrmals am Weg besucht hat, um ein Stück mit ihm zu gehen, und dann kurz vor dem Ziel in Frankreich, da wo man bereits in der Ferne das Meer blau hervorblinzeln sehen konnte, hat Martin Prinz Ruth gefragt, ob sie seine Frau werden möchte (nachzulesen in seinem Buch und tatsächlich nicht erfunden. hab das recherchiert, weil es mir gar so kitschig erschienen ist :-)
Also für alle, die es wissn wollen: ich mache diese Reise nicht, weil ich auf der Suche nach (m)einem Lebenspartner bin, und auch nicht, weil ich mit "zehn Heiratsanträgen" (wie ein Freund von mir vermutet hat) zurückkommen möchte. Ich mache diese Reise auch nicht, weil ich denke, dass ich deswegen berühmt werde (die erste Frau, die alleine über die Alpen geht oder gegangen ist, vermutet Hans Thurner, ob das stimmt weiß ich nicht).
Diese Reise hat etwas mit Liebe zu tun. Ich liebe, was ich tue, und diese Liebe hat etwas mit meiner Kindheit zu tun. Immer wieder ging es in meiner künstlerischen Arbeit um die unterschiedlichsten Reisen ins Land der Kindheit. Jack meinte einmal in einem unserer Gespräche über Kunst und Leben, dass er jetzt als Erwachsener in und mit seiner Kunst nichts anderes macht, als er bereits als Kind gemacht und geliebt hat. Bei ihm ist es die Suche nach dem Wunderbaren. Schlingensief hat ebenfalls bereits als Kind kleine Filme gemacht und inszeniert, und ich bin als Kind liebend gerne durch die Wälder gezogen, habe meiner Großmutter geholfen, die Schweine zu füttern, bin im Frühling, nur mit einem Pullover bekleidet, hinaus und habe mit jeder Faser meines Körpers den Geruch, diesen speziellen Frühlingsgeruch, eingeatmet, und hätte ich nicht zu Mittag und am Abend nach Hause kommen müssen, dann wäre ich wahrscheinlich im Wald geblieben. Und alle Landschaften, durch die ich zur Zeit wandere, ihre Formen, ihre Farben, ihre Gerüche, die Bäume, Blumen, Tiere, alles das verbindet mich mit der wichtigsten Ressource meines Lebens und das ist eine sehr unmittelbare Verbundenheit mit der Natur und den Kreisläufen des Lebens, die ich aufgrund der bäuerlichen Herkunft noch sehr unmittelbar erlebt habe. Und diese Erfahrung ist tatsächlich prägend für mein Leben.
Meine erste Antwort auf die Frage, "Warum ich das tue", war deshalb auch, "weil ich es liebe", und nicht umsonst war Robin Hood, neben Pippi Langstrumpf, einer meiner ganz persönlichen Helden. Er hat im Wald gelebt und den Reichen ihr "zuviel" weggenommen bzw. hat sie zuerst höflich darum gebeten, ob sie nicht etwas von ihrem Überfluss mit ihm und seinen KameradInnen teilen wollen, wozu die Wohlstandsverwöhnten, dickwamstige Bischöfe und Adelige nur in den seltensten Fällen bereit waren. Begeistert hat mich dann auch der Umstand, dass es nach so einer "Reichenerleichterung" dann jeweils ein Freudenfest im Wald gab, wo Robin und seine FreundInnen zuerst ihren Erfolg mit einem üppigen Mahl gefeiert haben, um dann ihre Beute an die Armen und Enteigneten der Dörfer zu verteilen. "Es ist genug für alle da", so lautet der Titel von Michaela Mosers und Martin Schenks Buch, und gleichzeitig bräuchte es sieben Erden, wenn die gesamte Weltbevölkerung den durchschnittlichen Lebensstandard eines Amerikaners anstreben würde.
Wieviel brauchen wir tatsächlich? Und was braucht es für ein glückliches erfülltes Leben? Sicher nicht immer mehr und noch mehr Geld, weil wie mir Thomas bei unserm abendlichem philosophieren am Küchentisch in Mautstatt erzählt hat, er wusste nicht, was tun mit € 5000.- im Monat, "kein Mensch kann soviel ausgeben", und gleichzeitiger Arbeit von 60 Stunden und mehr pro Woche. Er hat die Arbeit auf 30 Stunden reduziert, verdient jetzt € 2000.-, was er immer noch als Luxus und Privileg empfindet, und hat Zeit, um die Dinge zu tun, die ihm am Herzen liegen - in der Natur sein z.b.. In der Früh wollte er mir einen ganzen Leib Dinkelbrot auf den Weg mitgeben, ich habe mich sehr darüber gefreut, ein Jausenbrot mit der selbstgemachten Ribiselmarmelade von Fr. Ceresnik gemacht und mitgenommen. Vielleicht würden wir weniger brauchen, wenn wir das Gewicht der Dinge, die wir glauben zu brauchen, ganz unmittelbar und körperlich spüren würden.
Heute Vormittag hat die Sonne noch in mein Zimmer geschienen, während ich mit der Hand in mein Notitzbuch an euch geschrieben habe. Die Wirtin war im Stress, weil sie eine Seniorenwandergruppe erwartet hat (für Mittag), die dann auch nicht zu überhören war. Weiß jetzt nicht, ob ich euch dieses Geschreibe jetzt ebenfalls noch zukommen lassen soll, weil es dann schon sehr viel wird. Vielleicht auszugsweise, damit ich mich nicht allzu viel wiederhole in den Mantren meiner Begeisterung :-)
"... am besten würde ich während des Gehens schreiben, so wie Nietsche das in seinen delirischen Gängen getan hat. Denn, wenn ich gehe, weiß ich erstens, ganz genau warum ich das tue, und zweitens reisen meine Gedanken mit mir, und sie reisen weiter als meine Füße mich tragen können und kehren doch immer wieder in die Unmittelbarkeit des gegenwärtigen Momentes zurück, der aus nicht mehr besteht als einem Schritt nach dem anderen und dazwischen die Begegnungen, entweder am Weg oder an den Orten, wo ich mich stärke, mit Wärme und Energie auflade in Form von Essen, Gesprächen, manchmal auch einer heißen Dusche und einem Bett für die Nacht. Durch die vielen Stunden der Einsamkeit und Stille, wo ich ganz bei und mit mir bin, wird jede Begegnung zu etwas Kostbarem, und obwohl sie meistens recht flüchtig sind, weil sie fast immer im "Vorbeigehen" stattfinden, nehme ich aus jeder dieser Begegnungen ganz viel Nahrung für meinen geistigen Rucksack mit, der immer schwerer wird, während sich mein realer Rucksack immer leichter tragen lässt. Es ist tatsächlich so, dass wir uns angefreundet haben, mein Rucksack und ich. Umso mehr, als ich mittlerweile mit Gewissheit sagen kann tatsächlich nur das mitzuschleppen, das ich auch wirklich brauche.
Bevor ich mich auf den Weg zum Hochangerschutzhaus gemacht habe gab es für mich außerordentlich herzliche Begegnungen am Gemeindeamt in Kirchdorf/Pernegg an der Mur. Diese haben mich ein Stück weit mit Ämtern und Beamten versöhnt. Es ging um die Frage, wo ich eine Karte für meinen weiteren Weg bekommen könnte, und plötzlich war das ganze Gemeindeamt damit beschäftigt, mir zu helfen, denn Hr. Rechberger, der Gemeindevorsteher, hatte nur eine örtliche Wanderkarte aber eine blendende Idee, nämlich die, den lokalen Bergfex aus Mixnitz, Jürgen Rossoll, anzurufen. Der war zum Zeitpunkt des Anrufes gerade mit dem Zug in Bruck/Mur angekommen, weil er das neue Buch von Andi Holzer für einen Bergkameraden besorgen wollte. Als er von meinem Anliegen hörte, setzte er sich sofort in den nächsten Zug zurück nach Mixnitz ("dieser Stimme konnte er nicht wiederstehen", wie er scherzhaft sagen sollte, "wie die Sirenen"), holte von Zuhause die für meinen Weiterweg passende Wanderkarte plus einen kleinen Weitwanderführer über den Hochalpinenen Zentralalpenweg 02 von Fritz Peterka und fuhr dann mit dem Fahrrad nach Kirchdorf, wo wir uns im ehrwürdigen Sitzungssaal unter dem wohlwollenden Blick von Bundespräsident Fischer (ein Foto von ihm hängt dort an der Wand) trafen und meine Route besprachen. Jürgen gab mir den Tip, zuerst gemütlich zur Hochangerhütte aufzusteigen und erst am nächsten Tag die große Querung der Gleimalm anzugehen. Erst zu diesem Zeitpunkt bekam Hr. Rechberger mit, dass ich auf dem Weg nach Nizza bin, was einmal mehr große Begeisterung und Bewunderung auslöste, und so bekam ich neben den wertvollen Orientierungshinweisen auch noch ein extra großes Paket an aufrichtiger, herzlicher Anteilnahme mit auf den Weg, etwas, das mich seit meinem Aufbruch vor zwei Wochen kontiunierlich begleitet und mir immer wieder begegnet. Ich bin, wie vielleicht noch nie in meinem bisherigen Leben, mit unglaublicher Wertschätzung und Anerkennung "konfrontiert".
Meine Hoffnung ist, mit diesem Weg, den ich gehe, ein wenig Mut, Vertrauen und Zuversicht in die Welt und unter die Menschen zu bringen. Nämlich den Mut, den es braucht, um eine Entscheidung und immer wieder eine Entscheidung für das eigene Leben zu treffen.
Auf dem langen Weg vom Hochanger zur Gleimalm habe ich viel über die Dinge, die uns auf unserem Weg mitgegeben werden, nachgedacht. Manche davon sind brauchbar und sehr wertvoll, andere belastend, weil sie Angst machen (Schneewächte am Speikkogel, die dann gar nicht da war z.b.). Wir alle haben in unserer Kindheit und im Laufe unseres Lebens jede Menge Vorstellungen, Überzeugungen, Ideologien, Verletzungen, aber auch wertvolle Ressourcen mit auf den Weg bekommen. Unseren Weg, unseren ganz persönlichen Weg und die Entscheidung dafür, ihn zu gehen, kann uns niemand abnehmen, und kein Weg gleicht dem anderen. Die Erfahrung, die wir auf unserem Weg machen, sind unsere Erfahrungen, und irgendwann geht es auch darum, das, was wir mitbekommen haben, zu überprüfen und ein Stück weit zurück zu lassen und zu der simpel erscheinenden Frage, "wie geht es mir hier und jetzt auf meinem Weg", zu kommen. Denn Höhenmeter und Zeitangaben sind relative Größen, genauso wie die vielen verinnerlichten "Sollzustände" . Je weniger fixe Vorstellungen, wie es sein sollte (was nicht ist), umso besser. Dann werden selbst lange, von außen betrachtet mühsame Wege plötzlich ganz leicht und der siebte Aufstieg an einem Tag zu einer weiteren Möglichkeit Beharrlichkeit und Hingabe zu üben und nicht bereits dort oben sein zu wollen, wo ich jetzt noch nicht bin.
Ein Schritt nach dem anderen, über herrlichen Boden, der immer anders ist. Einmal ganz weicher Nadelwaldboden, wo die geplagten Füße vor Wohligkeit zum Schnurren beginnen, dann wieder in stechender Sonne hart und steinig, mit Wurzeln durchzogen, von Heidelbeersträuchern gesäumt, weiche blühende Almmatten, grasbewachsene Forststraßen, sumpfige Bachwege, eine Allee mit uralten Eschen und festem Lehmboden. Jeder Weg eine neue Erfahrung. Dasselbe gilt für den Blick. Herrlich weit mit schneebedeckten Berggipfeln in der Ferne, die mit jedem Schritt näherrücken, dann ganz nah und wunderbar geborgen im kühlen Waldgrün, wo das Licht zart und fast heilig durch die Äste der Bäume fällt und wunderbare Schattenspiele auf den Waldboden zaubert. Ein Weg führt durch ernsthafte graue Fichtenwälder, ein anderer über blühende Sommerwiesen vorbei an duftenden Blumen.
Überhaupt die Blumen am Weg. Ein ganzes Buch könnte den Blumen gewidmet sein. Jede Blume eine ganz eigene Schönheit, und ich beginne meine eigene Schönheit und die Schönheit der Menschen, die ich liebe, wahrzunehmen. Jeder Mensch trägt einen anderen Klang in sich, und bei den Dagaras in Westafrika geht es bereits vor der Geburt darum herauszufinden, welches Lied dieser Mensch in sich trägt, und die Gemeinschaft ist permanent damit beschäftigt, die Menschen dazu zu ermutigen, ihrer Lebensaufgabe nachzugehen, ihr Lied in die Welt zu bringen, weil es sich keine Gemeinschaft und Gesellschaft längerfristig leisten kann, auf das Potential eines jeden/einer jeden zu verzichten. Wir sind mehr als Humankapital, das sich ausbeuten lässt, einzig und alleine zur Gewinnmaximierung. Wir sind Musik, wir sind pure Energie, wir sind "die Sehnsucht des Lebens nach sich selbst" und wir lassen uns einsperren und kleinhalten und halten mit großer Angst an einem selbstgeschaffenem System der Entfremdung fest, wo wir uns permanent in unseren Ängsten und Überzeugungen bestätigen. Und eine fast schon religiös anmutende Überzeugung ist jene, dass wir Geld brauchen, um uns unser Leben leisten zu können, und noch fieser, dass wir Geld brauchen, um glücklich zu sein.
Was wir brauchen ist Liebe für uns selbst und für die Welt. Wir brauchen auch eine neue Form von Verbundenheit mit der Erde, denn, "was wir lieben, werden wir nicht zerstören" (danke Gregor).
Und wir brauchen den Mut und Raum um herauszufinden, was wir wirklich brauchen und wollen. Zeit, um unseren Träumen nachzugehen, und wir brauchen eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegenseitig dazu ermutigen, aus ihren Träumen kleine Bäume wachsen zu lassen.
Ich singe viel und oft auf meinen Wegen, für die Erde, für die Bäume, für die Weite, für das Wasser, für meine FreundInnen, für euch, meine WeggefährtInnen, und für alle Wesen, und manchmal singe ich einfach so und für mich selbst.
Kurz vor dem Hochangerschutzhaus eine wunderbare Wiese mit blühenden Narzissen. Und wieder ein unglaubliches Gefühl von Dankbarkeit für die Fülle und Schönheit, die mich umgibt. Mittlerweile war es kalt, weil windig geworden, und in der Hütte brannte ein Feuer im Holzofen. Alle und alles war freundlich, wie bereits der ganze Tag. Zurückversetzt in die Küche meiner Kindheit, auch dort gab es einen Holzofen in der Küche, auf diesem wurde gekocht, was davor gesät, gepflegt und geerntet wurde. Astrid, die junge Apothekerin aus Wien, die gemeinsam mit ihren FreundInnen am Freitag den umgekehrten Weg von der Gleimalm zum Hochanger gegangen waren, erzählt mir beim gemeinsamen Abendessen von einer Studie, die an Salzburger Schulen gemacht wurde, wo SchülerInnen dazu befragt, was für sie ein "warmes Essen" bedeutet, als Antwort gaben, "ein Toast mit Fertigpüree und dazu Ketchup", während kurz davor Gerlinde (Astrids Mutter) mit leuchtenden Augen von einer Kindheitserinnerung erzählt hatte, nämlich die von dem Geruch frisch gepflückter Walderdbeeren in einer Milchemailkanne (genau so eine hatten wir zum Heidelbeer sammeln), und dazu gab es frisch geschöpften süßen Rahm der Milch, sie sagt, dass sie diesen unvergleichlichen Geruch der Walderdbeeren nie vergessen wird. Während des Krieges hat sie gemeinsam mit ihrer Mutter am Semmering gelebt.
Die Frage, warum ich diesen Weg gehe und inwieweit dieser mit meiner Lebensaufgabe zu tun hat, und wenn ja, in welcher Form, wird mich weiterbegleiten, genauso wie die Liebe für euch und für das, was ich tue.
Und ich hoffe sehr, dass ihr nicht denkt, dass ich mittlerweile komplett durchgeknallt und "absolut unverständlich" bin. Es ist schwer, für das alles Worte zu finden, die der Wirklichkeit auch nur annähernd gerecht werden.
Wer kann schon die Schönheit einer Blume "erklären" oder ein Gefühl der Verbundenheit mit allen Lebewesen "beschreiben", ohne dass es religiös klingt. Wobei das Wort re-ligio, habe ich mal gehört, nichts anderes heißt als "Rückverbindung".
Vielleicht ist meine Reise eine Rückverbindung auf vielen Ebenen, und natürlich gibt es dazwischen auch Momente von Stress, z.b. letzte Nacht, als ich geträumt habe, dass ich die Reserveakus meines Handys unterwegs immer wieder verloren habe.
Überhaupt, das Handy ist ein ganz eigenes Kapitel, aber dazu ein anderes mal. Es war jedenfalls eine sehr wichtige Erfahrung, zwei Tage ohne Empfang zu sein. Manchmal frage ich mich schon, wie sich meine Reise anders gestalten und anfühlen würde ohne diese unmittelbare Möglichkeit, mit euch zu kommunizieren.
Im Gipfelbuch am Speikkogel, wo die Sonne am Untergehen war, ein eisiger Wind geweht hat, habe ich folgenden Spruch entdeckt (den ich bereits gekannt habe):
"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden".
Ist übrigens ein Leitspruch der anonymen Alkoholiker und anderer suchtgefährderter Menschen, die sich in sogenannten 12 Schrittegruppen zusammenfinden. Anstelle von "Gott" kann jedes andere Wort, das weniger besetzt ist und für unsere Fähigkeit zur Transzendenz und Rückverbindung steht, eingesetzt werden.
Es ist tatsächlich bereits halb sieben, also Zeit für´s Abendessen, das aufgrund der fehlenden Bewegung heute etwas magerer ausfallen wird als sonst :-)
Wünsche euch den Mut, euer Leben zu leben, in welcher Form auch immer, und nicht irgendwann dann, in einer fernen Zukunft, sondern jetzt, Schritt für Schritt :-)
Danke für eure zahlreichen Ermutigungen in Form von Mails und SMS, die ich leider nicht alle und nicht jederzeit in aller Ausführlichkeit beantworten kann, erstens, weil ich ganz oft keinen Empfang habe, und zweitens, weil ich ansonsten gar nicht mehr zu meiner derzeitigen Lieblingsbeschäftigung - dem Gehen - kommen würde. :-)
Eure dreamwalkerin
21. Mai 2012, Thalberghof/Knittelfeld [map]
p.s. Denke u.a. auch viel über Tabus nach, eines dieser Tabus innerhalb des Kunstkontextes, in dem ich mich ebenfalls bewege, ist jenes der Spiritualität. Aber ich habe beschlossen, mich von nichts und niemand mehr aufhalten zu lassen, und so gut ich kann, dem Weg meines Herzens zu folgen, unabhängig davon, in welches Gestrüpp es mich führt und wer welche Meinung dazu hat. Denn besser, einen Weg gehen als zu Hause sitzen bleiben und den anderen erklären, wie und wo sie gefälligst zu gehen haben und welcher Weg der gesellschaftsfähige und erfolgsversprechende ist. "Fuck all that Shit", so hieß eine Performance, die ich 2006 in Kooperation mit Chris Standfest, eSeL, fishy, Fritz Ostermayer, Ulli Nö, Christian Eisenberger und 70 FreundInnen bei ImPulsTanz realisiert habe und bei der es unter anderem um Mut und Selbstermächtigung ging. Also ganz so weit weg bin ich auch mit dieser neuen künstlerischen Arbeit, "die Wanderperformance von der Kraus" (O-Ton MA7 Kulturbeamte), nicht. Aber über den Werkbegriff reden wir ein anderes Mal. Beuys und Schlingensief kamen auch damals schon vor ...
20.05.2012
Wunderbare Unterkunft am Weg nach Knittelfeld immer noch auf 860m mitten im Wald gelegen mit Blick nach Süden zu den Seetaler Alpen, wo mich mein Weg in demnächst hinführen wird. Ursprünglich wollte ich im Naturfreundehaus am Steinplan übernachten, aber die sehr freundlichen "Mädels" waren gerade am zusammen packen, und vor die Wahl gestellt, ohne Essen , nach 7 Stunden Gehzeitund im ungeheizten Notlager, bei Schlechtwettereinbruch mit heftigem Wind, der mir bereits den ganzen Tag um die Ohren gepfiffen hat, habe ich den Vorschlag von Doris, mich mit dem Auto zum Thalberghof zu bringen, wo sie mir auch gleich ein Zimmer zu günstigen Konditionen ausverhandelt und reserviert hat, mehr als dankbar und erleichtert angenommen. Und so sitze ich jetzt in einem sehr kuscheligen Zimmer, frisch geduscht, Wäsche gewaschen und die Füße auf einem kleinen Schemel hoch gelagert. Davor noch üppigst diniert (die Küche in der Steiermark ist im allgemeinen vorzüglich) und mir heute auf meinen neuerlich langen Wegen jede Menge Gedanken gemacht, die ich hoffentlich morgen mit euch teilen kann. (es gibt einen Computer hier im Haus :-) Falls ihr euch jetzt denkt, die liebe Barbara tut außer gut essen, in noblen Quartieren absteigen und dazwischen ein bisschen spazieren gehen, gar nichts, dann werde ich euch jetzt die gestrige Tour im Detail schildern (für die Zahlen, Daten, Fakten Freaks unter euch).
Aufbruch um 6:30 vom Hochangerschutzhaus 1304m zum Eisenpass 1183m. Wirklich steilen Wiesenhang hoch, mit vollgepacktem Rucksack (da unterwegs kein Stützpunkt) zu den 3 Pfarren 1428m. Von dort zum Herrenkogel 1642m. In stetem leichten Auf- und ab über die Hochalm zum Höllkogel durch das Kesseltal zum Hienkatal und von dort wieder leicht bergauf um dann wieder bergab zum Almsattel 1170m zu gelangen. Zeitlang eben dahin, sehr idylisch neben kleinem Bach. Mittagspause von 11:30 bis 13:00 weil vor Erschöpfung eingeschlafen. Danach über Pöllasattel 1270m zur Fensteralpe 1642m, weiter ansteigend zu einem Kogel ohne Namen 1673m, wieder leicht hinunter und auf der anderen Seite zum Polsterkogel 1608m hinauf. Hinunter zum Polstersattel 1605, danach steil hinauf zum Eiblkogel 1831m über den Kreuzsattel 1583m zum Lärchkogel 1894m langgezogener Aufstieg mit längeren ebenen Wegstrecken dazwischen, dann kontiunierlich bergauf zum Speikkogel 1988m (Sonnenuntergang, eisiger, heftiger Wind) Abstieg zum Gleinalmhaus 1586m. Ankunft Gleinalmhaus 20:30. 14 Stunden unterwegs.
Der Weg ist die 11. Tagesetappe des Hochalpinen Weitwanderweges 02. Von Jürgen habe ich dazu einen kleinen Weitwanderführer von Fritz Peterka, geborgt bekommen und da steht: Weglänge 32,5km Höhenmeter im Aufstieg 1670hm und im Abstieg 1396hm. Soviel dazu.
Alles weitere folgt... Gute Nacht! xxxBarbara [Standort]
Am Weg nach Knittelfeld, für heute mein letzter Gipfel und gerade rechtzeitig, bevor das schlechte Wetter kommt :-) [Standort]
Guten Morgen, liebe WeggefährtInnen!
Bin gestern um 21:00 glücklich und mehr als müde auf der Gleimalm angekommen. Zu meiner Überraschung gibt es hier eine wunderschöne kleine Kapelle, wo ich als erstes gleich einen Dankbarkeitsbesuch absolviert habe, trotz der zusätzlichen Höhenmeter in Form von 4 Stufen :-) Dass die Hütte geöffnet ist, wusste ich bereits von der Wirtin der Hochangerhütte, leider konnte ich diese beruhigende Nachricht nicht mit euch teilen, weil ich nirgendwo Empfang hatte.
Heute Früh habe ich im Waschraum der Hütte den Sonnenaufgang fotografiert und durch Zufall einen Ort mit Empfang entdeckt :-) Nicht nur die Kirche war eine große Überraschung, sondern auch ein kulinarisches Erlebnis der Sonderklasse! Zufällig fand hier gestern ein Wettgrillen von irgendwelchen Weltmeistergrillern statt (ja das gibt's) und ich kam in den Genuß eines nicht zu beschreibenden Gaumenerlebnisses. Irgendwie hatte ich mir das auch verdient, denn der Weg von der Hochangerhütte zur Gleimalm führt über etliche Gipfel, Sättel, einen Pass und irgendwann vierten Kogel incl. Gipfelkreuz habe ich aufgehört zu zählen. Insgesamt war ich 14 Stunden unterwegs, somit die längste Wanderung meines bisherigen Lebens.
Am Polstersattel habe ich um 16:00 2 Wanderer - Henriette und Herbert - getroffen, die von der Gleimalm bereits nach Hause unterwegs waren und meinten, dass ich da noch einiges vor mir habe (womit sie recht hatten). Sie haben mir von einem jungen Deutschen erzählt, der letztes Jahr, ungefähr zur selben Zeit, wie ich jetzt, nach Nizza unterwegs war. Dieser hatte der Hüttenwirtin auf der Hochangerhütte, nach erfolgreicher Ankunft in Nizza, eine Postkarte geschrieben, wo er meinte, dass die Route vom Hochanger bis zur Gleimalpe die heftigste und anstrengendste der gesamten Alpenquerung war.
Für mich war's neben der Anstrengung einfach unbeschreiblich schön, die Schneewächte am Speikkogel hat die Sonne bereits weggeschmolzen, der gesamte Weg war schneefrei, mit herrlichen Blumenwiesen, wunderbar weichen Grasmatten und Weitblicken auf schneebedeckte Berge zum Niederknien. Soviel Schönheit und Kraft liegt in diesen Landschaften, das gibt einfach ganz viel Energie zum weitergehen. Und das Wetter war ebenfalls auf meiner Seite, Sonne, warm und nur ein etwas bissiger Wind ab Nachmittag. In der Hütte wurde ich bereits erwartet und von einem sehr freundlichen Hüttenwirt, der sich schon ein wenig Sorgen um mich gemacht hatte, erleichtert begrüßt. Und jetzt gibt's eine warme!!! Dusche, die erste seit drei Tagen. Das wird ein Fest :-)
Wünsche euch einen wunderbaren, erholsamen Sonntag! Alles Liebe xxxBarbara [Standort]
19.05.2012
18.05.2012
Mit Jürgen Rossoller beim Kartenstudium im Gemeindeamt Pernegg.Liebe WeggefährtInnen,
kurze Verabschiedung bevor mich mein Weiterweg wieder hinauf in den Schnee führen wird. Habe über das Gemeindeamt in Pernegg den lokalen Bergfex- Jürgen Rossoller aus Mixnitz getroffen, der mich mit einer Karte und vielen guten Tips bestens ausgerüstet hat. Heute geht's noch auf eine Hütte - das Hochangerschutzhaus - und ab morgen dem 502er folgend bis zur Gleinalpe, alles am Kamm rauf und runter, kein Stützpunkt unterwegs, reine Gehzeit ca. 10 Stunden. Auf der Gleinalm übernachten im Zelt und von dort dann wieder mit einer enormen Wegstrecke nach Knittelfeld. Weiß nicht wie's da oben mit dem Empfang ausschauen wird, deshalb die Vorabinformtion. Hoffe, das Wetter wird etwas wärmer und stabiler und ich komm gut über die Schneewächte am Speikkogel. Es ist einfach unglaublich wie viele Menschen mir auf dieser Reise bereits geholfen haben, fast so als würde ein ganzer Trupp Schutzengel mit mir reisen und die reichen mich den Weg entlang von einer zur nächsten Station weiter :-) Bitte denkt an mich, ein bisschen mulmig ist mir schon zumute. Aber Frau wächst mit den Herausforderungen. Das ganze Gebiet, wo ich mich hinbewege, nennt sich Gleinalpe.
Alles Liebe und sonnige Grüße aus Pernegg/Mur. Barbara
17.05.2012
Gelandet! Kurz vor Pernegg in einer Privatpension in Mautstatt, wo auch zwei junge Kletterer einquartiert sind. Mit einem von den beiden (der mir auch den Kompass erklärt hat :-) saß ich bis vor kurzem philosophierend in der Küche, aber jetzt wird's Zeit zum schlafen gehen. War ein langer, wunderschöner Tag mit einigen Abenteuern, die ich alle gut überstanden habe. Auf dem Hochlantsch war es fantastisch (was für ein schöner Berg!!) und ich konnte schon einen Blick auf die zukünftigen Berge meiner Reise werfen: Saualpe und Karawanken. Unglaublich wie warm es herunten ist, oben Schnee und hier blühen schon die Pfingstrosen in den Gärten!!!
Wünsche euch allen eine friedliche Nacht! xxxBarbara [Standort]
Liebe "Mitreisende",
das gestrige Einsamkeitstief ist überwunden. Bin heute Früh bei strahlendem Sonnenschein und unglaublich kaltem Sturm von Straßegg über wunderbar weitflächige Höhen mit fantastischen Fernblicken und dramatischen Wolkenbildern und Lichtstimmungen zur Teichalm gewandert. Die Teichalm ist das größte zusammenhängende Almgebiet Europas ( oder Mitteleuropas? :-) Habe mich im Pierer mit einer wirklich köstlichen Rindsuppe gestärkt und aufgewärmt. Jetzt geht's wieder hinaus in die Kälte und über den Hochlantsch durch die Bärenschutzklamm nach Mixnitz und weiter nach Pernegg/Mur. Alle inneren und äußeren Wehwehchen nimm ich gerne auf mich, weil die Freude und Dankbarkeit über diese unglaubliche Weite, Schönheit und Kraft der Landschaft alles andere bei weitem überwiegt und auch alle eure Worte an mich, die mich unglaublich aufbauen und bestärken, wofür ich euch sehr dankbar bin. Ist einfach ein wunderschönes Gefühl mich mit euch verbunden zu fühlen und zu wissen, dass ihr mich mit euren Gedanken, eurer Anteilnahme und Liebe begleitet, dann wird das "alleine sein" zu einem "all eins sein". Und ich habe ganz viel Zeit, um mit meinem Herzen und meinen Gedanken mit euch zu sein und zu gehen.
Mögen alle Wesen glücklich und frei von Einsamkeit und Angst sein!
Schicke euch herzerfrischende Gedanken und Zuversicht wie ein Berg so groß :-)
eure dreamwalkerin [Standort]
p.s. newsletter #4
Hat sich ein kleiner Fehlerteuel eingeschlichen, "ich und Zahlen, Daten, Fakten" dass ist ein eigenes Kapitel :-) der Windpark wird zwischen der "Schanz" und Stanglalm gebaut und nicht "Stanz" :-) Sorry, für die Verirrung/Verwirrung. Lg. Barbara
16.05.2012
Kurz vor Straßegg... Morgen verlasse ich den Pilgerweg und bin froh darüber, genug Kreuze gesehen...
Ihr Lieben, bei Schneegestöber und ziemlich kaltem Wind bin ich heute erst zu Mittag hinter dem warmen Kachelofen auf der Schanz hervor gekommen und hab mich auf den Weg nach Straßegg gemacht, ein Sattel, ein Gasthaus, wo ich heute übernachten werde. Morgen geht's über Teichalm und Hochlantsch Richtung Mixnitz.
Bin zu müde heute für weitere Worte und ein bisschen einsam fühle ich mich auch, aber ich glaub das hat mit der Kälte und der lustigen Pilgergruppe am Nebentisch zu tun... Gute Nacht! xxBarbara [Standort]
Und das ist der Teufelstein höchstpersönlich.
newsletter #4
Liebe WeggefährtInnen, liebe FreundInnen,
links von mir, wenn ich den Blick beim Fenster hinaus werfe- dichtes Schneegestöber und der Schnee war auch das allumfassende Thema vorher in der kuscheligen Gaststube,wo die Kellnerin meinte, sie würde demnächst weihnachtliche Lieder anstimmen und die Wirtin sich gefreut hat, dass sie die Blumen noch nicht nach draußen geschleppt hat. Freundlicherweise darf ich auch hier den privaten Computer meiner Gastgeber benutzen.
Am liebsten würde ich euch jeden Abend ausführlich von meinem Tag berichten, aber das lässt mein handy und der fehlende Empfang einfach nicht zu.
Der Grund warum ich euch heute unbedingt schreiben möchte, liegt an meinem gestrigen Tag, der damit begann, dass in der Früh während dem Frühstück im Hotel Post in Mitterdorf plötzlich mein handy geläutet hat (etwas dass es kaum tut, seit ich mich auf den Weg gemacht habe.) Zu meinem großen Erstaunen war am anderen Ende der Leitung eine Bekannte, von der ich seit Jahren nichts mehr gehört habe und nach ein paar Sätzen der Freude und des Erstaunens hat sie mir erzählt, dass ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde, weil ihr Mann vor zwei Jahren an Krebs erkrankt, mittlerweile wieder geheilt ist, aber sein jüngerer Bruder (den ich auch flüchtig gekannt habe) genau zu der Zeit, wo ihr Mann an Krebs erkrankte, an Krebs gestorben ist. Diese Nachricht und vor allem der Satz, den sie am Schluss gesagt hat, "Wir haben viel zu viel gearbeitet", hat mich gestern den ganzen Tag auf meinem Weg von Mitterdorf über den Teufelstein zum Sattel "Auf der Schanz" (wo ich mich zur Zeit befinde) durch wiederum ausgedehnte Heidelbeerwälder begleitet.
Das scheint ein großes Thema meiner Reise zu sein, die Frage nach der Arbeit. Und es formuliert sich in mir, aufgrund der mittlerweile sich häufenden Begegnungen, wo mir Menschen davon erzählen, wie sie aufgrund der Arbeit entweder keine Zeit mehr für ihr Leben haben (also eine Trennung zwischen Leben und Arbeit existiert), oder ich erfahre, dass Menschen sich krank oder zu Tode gearbeitet haben, eine immer radikalere Haltung zum Thema Arbeit. Ich plädiere dafür, dass wir uns unser Leben zurückerobern und zwar in dem Sinn, dass die Arbeit Arbeit am und für das Leben bedeutet und wir beginnen uns zu weigern, für Geld zu arbeiten. Denn der nette Wirt in Mitterdorf, der selbst und vorzüglich kocht, der liebt seine Arbeit und er hat eine unmittelbare Verbindung zu seiner Arbeit und in seinem Gasthaus. Gast zu sein hatte zumindest für mich etwas zutiefst beglückendes, weil die Umstände noch dazu so waren, dass Raum und Zeit für eine Begegnung möglich war. Arbeit, die nicht glücklich macht und einzig und alleine dazu dient, das Überleben zu sichern, bitte schleunigst sein lassen!!!
Natürlich ist mir bewusst, dass das alles nicht so einfach ist, aber wir könnten zumindest damit anfangen, die Ungeheuerlichkeit unserer Versklavung durch Lohnarbeit wahrzunehmen, denn solange wir kein kollektives Bewusstsein für unsere Versklavung entwickeln, wird es auch keinen (Vorstellungs-) Raum geben, um sich überhaupt etwas anderes denken zu dürfen. Ein Mann im Hotel zur Post, der dort schon in der Früh sein erstes Bier getrunken hat, hat mir erzählt, dass sie in dem Werk, wo er gearbeitet hat, nicht mal Zeit für eine Jause hatten.
Und jetzt braucht die Wirtin den Computer :-)
Deshalb das zweite Ereignis des Tages in aller Kürze. Mitten im Wald auf dem uralten Pilgerweg, nach der Stanglalm haben sie eine Schneiße so breit wie eine Autobahn gezogen, weil, wie ich von dem Bauarbeiter erfahren habe, dort ein Windpark errichtet werden soll. Ihm selbst erscheine das auch widersinnig, aber der, der hier baut, der verdient viel: 300mill Euro. Stellt euch das mal vor, mitten im Wald in den Fischbacher Alpen wird eine Scheiße geschlagen, um Windkraft zu gewinnen!!!
Man muss gar nicht nach Patagonien reisen, um die Ungeheurlichkeit der Profitgier (Reingewinn hat der Bauarbeiter das bezeichnet) mitzubekommen, und es ist einfach etwas anderes, ob man das mit eigenen Augen sieht und riecht (der Geruch beschädigter Erde und geköpfter Bäume) und mit den eigenen Füßen über diesen zerstörten Waldboden geht (und klettert) als ob man darüber eine kurze Meldung in den Medien hört oder liest. Kann jemand von euch bitte recherchieren, wer für dieses "Projekt Zerstörung Lebensraum Wald" zuständig ist und wer daran verdient? Das wäre super!! Vielen Dank!!! Windpark wird zwischen Stanz Richtung Stanglalm in den Fischbacher Alpen gebaut.
Und ich mach mich weiter auf den Weg und bin schon gespannt wer oder was mir heute begegnen wird.
Alles Liebe euch Allen!
Barbara
15.05.2012
Ihr Lieben,
jeder neue Ort ist für eine Überraschung gut und diese ist wirklich eine wunderbare! Ursprünglich hatte ich vor heute beim Teufelstein zu übernachten, aber da oben hat so ein unwirtlich kalter Wind geweht, dass ich innerhalb kürzester Zeit komplett durchfroren war und deshalb die angegebenen 1,5 Stunden zur Stanz hinunter im Eilgalopp in 40min hinunter zur Stanz bin, ein Ort mit drei Häusern, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und ich jetzt auf einer warmen Ofenbank sitze in einer total gemütlichen Gaststube mit eingeheiztem Kachelofen (schnurr) und vor mir steht Hirse mit Salat und köstlichem Gemüse, ein Bett zum schlafen gibt es auch. Wieviel Glück auf einmal!
Meld mich später noch einmal, die Hirse wird kalt!! [Standort]
Bin am Teufelstein, kurz vor Sonnenuntergang. Was für ein magischer, kraftvoller, einfach wunderschöner Ort! Angeblich ein ehemals keltischer Kultplatz. Der nette Wirt aus dem Gasthaus Fuchs hat mir den Tip gegeben unbedingt hier her zu kommen. Und wie recht hat er gehabt (danke Georg!) Alles weitere folgt... xxBarbara [Standort]
Guten Morgen, liebe WegefährtInnen!
Habe mich gestern schweren Herzens gegen die Hochschwabquerung entschieden und mittlerweile bin ich ganz zufrieden und einverstanden damit. Bin gestern vom Scheikl bei der Veitsch zurück zur Fadeneben und dann dem 406A über die Langeben zum Pretal Sattel gefolgt. Weiter ging's dann über den Hundskopf nach Mitterbach im Mürztal. Trotz wehen Fusses und schon auch sehr anstrengend, weil lang und weit, genieße ich jeden Schritt meiner bisherigen Reise.
Gestern z.b. führte mich der Weg durch herrlich frischgrüne weitläufige Heidelbeerwälder, kann das gar nicht beschreiben, was für eine Wohltat das ist, auch das Bewusstsein, dass es einfach immer so weiter geht und keine Rückkehr in die Stadt und in meinen gewohnten Alltag gibt. Kann mich gar nicht sattsehen und atmen an diesen unglaublichen Grünkontrasten und den abwechslungsreichen Stimmumgen der Landschaft im Lauf eines Tages. Auch zu merken, wie viele unterschiedliche Qualitäten so einen Tag ausmachen, wie sich der Morgen ganz anders anfühlt als der späte Nachmittag und jeder neue Tag anders als der vorangegangene. Und dadurch, dass es keine Ablenkungen gibt und nichts anderes zu tun, als zu gehen, gibt es auch den Raum, dass alles zu spüren und zu bemerken. Es gibt z.b. kein einheitliches Wetter im Lauf eines Tages, es ändert sich permanent. Gestern bin ich durch Nebel, Schneefall, Kälte gewandert, die am späten Nachmittag von Sonne erwärmt wurde. Manchmal führe ich mittlerweile Selbstgespräche auf diesen langen, völlig menschenleeren Wegen. :-) Heute geht's auf den Teufelstein und auf die Schanz in den Fischbacher Alpen.
Gestern hab ich mich mit einem sehr netten Wirten im Gasthaus Fuchs "verplaudert" und bin erst nach Mitternacht ins Bett. Geschlafen wie ein Bär. Schlafe so gut wie schon lange nicht, seit ich auf dieser Reise bin. Schicke euch herzliche, dankbare Gedanken. Und vergesst nicht: das Leben und jeder neue Tag ist ein Geschenk und unendlich kostbar!!!
Alles Liebe von eurer dreamwalkerin
P.s. Ich freue mich darauf, diese vielen wunderbaren Wanderungen, nach meiner Rückkehr im Herbst mit euch teilen zu können. "We will walk hand in hand and we will not be afraid!" :-)
14.05.2012
Heute noch bei Tageslicht in Mitterdorf angekommen. Bin beim Fuchs- Hauptplatz 8, ein richtig gemütliches Wirtshaus. Brauch ich jetzt auch nach 9 Stunden unterwegs sein. (und ich dachte, dass ist heute eine etwas gemütlichere Etappe :-) Mahlzeit! Lg. Barbara [Stanort]
Es schneit!
Guten Morgen, ihr Lieben! Hab wie ein ins Wasser gefallener Stein geschlafen, so tief und fest wie schon lange nicht mehr. Leider ist mein rechter Zehenballen vom gestrigen Marathon ein wenig beleidigt. Ich wünsche euch einen guten Wochenbeginn, trotz fast schon winterlicher Temperaturen. Nicht verzweifelt sein deswegen, das Wetter ist so wandelbar wie der ganze große Rest unserer Existenz. Alles ändert sich permanent und das ist gut so :-) alles Liebe eure Humpelhaxe p.s. Weiß noch immer nicht, ob ich mich Richtung Hochschwab oder doch lieber Richtung Fischbacher Alpen bewegen soll. Falls jemand von euch einen weisen Rat für mich hat, bitte melden (anrufen oder sms schicken). Was mich interessieren würde sind die Sichtverhältnisse- Nebel? Wieviel Schnee- Markierungen sichtbar? Danke! [Standort]
13.05.2012
Geschafft! Bin mit einer leichten Verirrung doch noch beim Alpengasthof Scheikl bei der Veitsch angekommen und nur mit viel Glück auch reingekommen. Was für eine Erleichterung!! Ein Bett im Warmen... Weg suchen in der Dunkelheit mit Kartenlesen ist eine spezielle Herausforderung, die mir tatsächlich gelungen ist. Verkoffert hab ich mich noch bei Tageslicht, weil ich anstatt zur "Rotsohlenalm" auf die "Sohlenalm" bin. Dachte mir die "Einheimischen" haben aus der "Rotsohle" aus Bequemlichkeitsgründen eine "Sohlenalm" gemacht :-) nächstes Mal weniger Vermutungen anstellen, sondern lieber noch mal die Karte studieren... Standort schick ich morgen Früh. Heute war ich insgesamt 13,5 Std unterwegs mit 1,5 Std Pause, dafür geht's mir erstaunlich gut. Freu mich jetzt sehr auf's Bett. Gute Nacht euch allen!!! Barbara
Ihr Lieben, nach einer wunderbaren Wanderung über die Tonion zum Herrenboden, herrliche weitläufige Alm, mit einigen Abenteuern: Wegsuche weil Markierungen unterm Schnee versteckt, freiwillige und unfreiwillige Abfahrten über Schneefelder (das macht Spass und man ist fast so schnell unten wie mit Skiern :-) herrlicher Bergfrühling mit Schneerosen, Petergstamm, Frühlingsknotenblumen und dazwischen die kleine Barbara mit ihrem großen Rucksack, ganz alleine in dieser fantastisch weiten Landschaft, keiner Menschenseele bin ich begegnet, nur einer ausgelassenen Murmeltierfamilie und die seltsamsten Geräusche hab ich gehört.
Erkenntnis des Tages: ich brauche keinen Papa, der mir zeigt wo's langgeht. Ich schaff das auch alleine, angewandter Crashkurs in Sachen praktischer Feminismus und das zum Muttertag :-) allen Müttern wünsche ich hiermit das allerfreieste, allerbeste und allerfeinste, lasst euch feiern und feiert was das Zeug hält und schaut gut auf euch!!!
Zurück zu meinem Weg: bin also wohlbehalten auf der Passhöhe Niederkampl im Gasthaus Ploderer gelandet (etwas durchfroren, bin zum Teil durch Schneegestöber gewandert) und stärke mich gleich mit einem steirischen Suppentopf, um dann noch zum Berggasthof Scheikl am Fuss der Hohen Veitsch, zu wandern, wo ich die Nacht verbringen werde. Für die Veitsch ist's leider schon zu spät bei den Wetterbedingungen - Schnee und Nebel und nicht sicher, ob das Graf Meran Haus oben offen hat. Mein Abenteuerpensum ist für heute auch schon gestillt :-)
Jetzt Suppe essen! Alles Liebe eure aus der Welt gefallene, so hab ich mich heute gefühlt: aus der Welt in die Welt gefallen [Standort]
yuppie! Bin auf der Tonion 1699m Frühlingsblumen, Schneefelder, niemand sonst da, ziemlich kalt und wunderschön. Windige Berggrüße. Barbara [Standort]
p.s. newsletter #03
(In meinem Zimmer im Grazerhof ist dieses Bild gehangen. Es ist eine alte Karte über das Gebiet, wo meine Reise begonnen hat...)Guten Morgen!
Ein kleiner Nachtrag zum gestrigen newsletter. Ich bemühe mich jeden Tag auf meinem Reisetagebuch meinen aktuellen Standort bekannt zu geben und hin und wieder auch kleinere Bestandsaufnahmen mit euch zu teilen, was manchmal schwierig bis mühsam ist, weil ganz oft der Empfang miserabel ist (orange!). Falls ihr also Lust habt, meine Reise intensiver mitzubekommen, dann schaut hin und wieder auf meine homepage: www.barbarakraus.at
Unter "dream and walk about" findet ihr die aktualisierten Einträge. Sitze schon in den Startlöchern, aber meine GastgeberInnen schlafen noch (ist ja auch Sonntag :-) Heute geht's nach Gusswerk und von dort möchte ich über die Tonion nach Niederalpl und weiter zur Veitsch. Ich freu mich schon total auf's wieder unterwegssein und auf den schweren Rucksack :-) Es ist herrlich frisch heute morgen, also ideales, flottes "Gehwetter". Wollte eigentlich nach Gusswerk mit dem Bus fahren, um mir den Straßenhatscher zu ersparen, worauf Friedl ganz empört reagiert hat, worauf ich diese Entscheidung gleich wieder in Frage gestellt habe und jetzt machen mir die Wirtsleute ohnehin einen Strich durch die Rechnung - muss nämlich noch bezahlen und ein Frühstück wäre auch super und der Bus ginge kurz nach 8.
Den Kälteeinbruch hat mir eine Mariazellerin, deren 15jährige Nichte seit einem Jahr in Equador ist, mit den "Eisheiligen" erklärt, die haben gestern begonnen, haben lustige Namen und gehen bald wieder vorüber. Also Kopf hoch und kuscheln :-) Gestern habe ich auch erfahren, dass die "Gnadenmutter" zu der hier alle beten eine kleine, uralte aus Lindenholz geschnitzte Marienstatue mit einem schlichten, blauen Kleid ist. Im Laufe der Jahrhunderte haben ihr verschiedene Menschen (u.a. Maria Theresia) aus Dankbarkeit ein prächtiges Kleid spendiert und nicht nur das, auch Haare, Gemälde, kunstvoll arrangierte Collagen, bis hin zu vergoldeteten Händen und Füßen als Dank für erhörte Hilf- und Heilungswünsche wurden in der Basilika zu Mariazell deponiert, diese sogenannten "Votivgaben" kann man in der Schatzkammer der Basilika bewundern (was ich gestern getan habe) sehr beeindruckend.
Jetzt Frühstück!!! Lg. Barbara
12.05.2012
newsletter #03
Liebe WeggefährtInnen, liebe „Mitreisende“, liebe FreundInnen,
sitze im Hotel Grazerhof am Computer des Chefs in der Gaststube, hinter meinem Rücken diskutieren zwei Männer über das Wetter und in der Küche nebenan wird für die zu erwartenden Wallfahrer kräftig aufgekocht. Bis jetzt war ich die einzige Gästin. Eben ist auch der Chef aufgetaucht, der auf die Frage „Auch schon auf?“ etwas brummelig antwortet „Gezwungener Maßen“. „Es ist immer mehr Arbeit und es bleibt Dir immer weniger über“, meint der Mann, der zuerst über das Wetter diskutiert hat, jetzt verabschiedet er sich und meine Hoffnung ist, dass die Stimmen in meinem Rücken etwas leiser werden. Davor hat mir die Wirtin, die ich nach der Dauer des Weges über die Tonion nach Niederalpl befragen wollte, erzählt dass sie seit ihrer Schulzeit nicht mehr in den Bergen war, weil das Gastgewerbe alle Zeit wegfrisst, sie habe gar keine Zeit für irgend etwas anderes. Ihr Sohn ist vor zwei Jahren im Alter von 27 Jahren an Herzinfarkt gestorben, seither müssen sie und ihr Mann den Betrieb mehr oder weniger alleine führen…
Während der letzten Tage, auf meinen einsamen Wegen durch herrliche Frühlingslandschaften ist mir so einiges durch den Kopf gegangen und es fühlt sich so an, als wäre ich nicht erst sieben Tage, sondern bereits ein halbes Jahr unterwegs. Gestern Abend habe ich mich tatsächlich, dass erste Mal wirklich einsam gefühlt und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich gestern, dass erste mal seit sieben Tagen nicht mehr gehend unterwegs war. Das Gehen lässt melancholische Anwandlungen, oder trübsinnige Gedanken gar nicht erst aufkommen, weil der stete Rhythmus der Schritte, die sich permanent ändernden Stimmungen in der Landschaft, auch was das Wetter betrifft, der Kontakt der Füße zum Boden, die Verbindung zum eigenen Atem, ein tiefes Gefühl von Geborgenheit hervorruft, dass keinen Raum für Ängste oder Zweifel zulässt.
Vielleicht erzeugt der Eindruck des „ankommens bzw. angekommen sein“ sofort so etwas wie eine gewisse Trägheit im Geist, der sich gerne an Vertrautem und Gemütlichem festhalten möchte: ein Bett mit einer guten Matratze, eine heiße Dusche, bunte Geschäfte, reges Treiben hier in Mariazell, wo sich alles um die geschäftstüchtige Vermarktung der spirituellen Sehnsucht dreht. In der Apotheke gibt es dann auch „Mariatropfen“ für fast alles, dass Linderung der diversen Hinfälligkeiten des Körpers, verspricht. In der „Kerzengrotte“, wo auch ich gestern einige Kerzen für uns, für die Erde und für meine Reise angezündet habe, gibt es eine Wand mit „Dankes- und Bitttafeln“, wo die verschiedenen Menschen, die hierher gepilgert sind, entweder ihrem Dank für Genesung oder ihre Bitte darum Ausdruck verliehen haben.
Ich selbst habe zu all dem ein ambivalentes Verhältnis, aufgrund meiner katholischen Vergangenheit und Sozialisation, die einiges Leid in meinem Leben verursacht hat, bis hin zu rigiden Vorstellungen und Glaubenssätzen in Bezug auf meine Körperlichkeit. Mariazell, eine Filmkulisse für den Wunsch der Menschen nach Unversehrtheit, für den Wunsch, dass es etwas geben möge - Maria, eine göttliche Kraft oder was auch immer, dass die Fähigkeit besitzt uns vor allem Übel zu bewahren. Eine Sehnsucht die zutiefst menschlich und deshalb sehr verständlich ist und sie ist mir überhaupt nicht fremd. Gleichzeitig ist mir sehr bewusst, dass es keine Garantie gegen mein eigenes Ablaufdatum gibt, kein Entkommen vor dem Verfall, der sich sukzessive ankündigt und sich Richtung der eigenen Endlichkeit bewegt. Keine göttliche Kraft, keine noch so genaue Abwägung aller Eventualitäten, keine noch so akribische Planung (die ich ohnehin nicht betrieben habe, aber dazu später) bietet Schutz und Zuflucht gegen die Unvorsehbarkeit der Existenz.
Pema Chödrön, eine meiner LieblingsbuddhistInnen, spricht immer wieder von der „Bodenlosigkeit des Seins“- nichts woran man sich festhalten könnte, weil alles permanenter Veränderung ausgesetzt ist. Und die Tendenz sich irgendwo „festzumachen“, seien es die eigenen Vorstellungen wie die Dinge bitte laufen sollten, eine Erfolg versprechende berufliche Laufbahn, eine Glück und Zufriedenheit verheißende Beziehung, ordentlich Geld, damit das Auto, der Zweitwohnsitz am Land, die Urlaube etc. gewährleistet sind, also alles dass wovon wir uns die „Lösung unseres Unwohlseins“ versprechen….
„Bis 1000m Schnee“, sagt die Wirtin im Vorbeigehen. Es ist eine weitere Kaltfront im Anzug, aus dem Westen kommend mit heftigen Gewittern, was bedeutet, dass ich noch eine Nacht im Grazerhof verbringen werde. Erich, hat mir das bereits gestern am Telefon angekündigt und gemeint, ich solle erst am Sonntag weitergehen, weil es dann zwar deutlich abgekühlt, aber wieder stabiler sein wird. Heute morgen war es noch strahlend schön und ich habe mich kurz darüber geärgert, dass ich nicht einfach los bin, aber jetzt schaut das ganze Szenario plötzlich völlig anders aus. Starker Wind, verdunkelter Himmel. Habe auf meiner bisherigen Wanderung bereits einige Gewitter erlebt, die aber meistens sehr schnell wieder abgezogen sind, aber das, was sich jetzt ankündigt, schaut etwas massiver aus. Manchmal ist es gut auf erfahrene Freunde zu hören und nicht eigensinnig zu sein, Immerhin ist Erich Schuller Bergführer und seit seiner Jugend in den Bergen unterwegs, davon kann ich naives, spontanes „Greenhorn“ schon profitieren…
Gestern Abend habe ich mich also plötzlich das erste Mal einsam gefühlt und mit Schrecken daran gedacht, dass ich jetzt fast ein halbes Jahr von meinen FreundInnen und Menschen die mir nahe sind, getrennt sein werde. Während des Gehens war ich ganz bei mir und gleichzeitig habe ich mich zutiefst verbunden gefühlt- mit der Natur und mit den Menschen die ich liebe und die mir nahe sind. Ich habe mich mit dem Leben selbst verbunden gefühlt und ganz stark gespürt, dass ich ein kleiner winziger Teil dieses großen Lebensnetzes bin. Philipp hat sich von mir gewünscht, mehr über meine Erkenntnisse und Gedanken zu meiner bisherigen Reise zu erfahren. Es gab schon so viele Themen, die mich begleitet haben und wie auch sonst in meiner Kunst tue ich mir unglaublich schwer damit, auf etwas zurück zu greifen, das bereits Vergangenheit ist. Was für mich wirklich zählt ist „jetzt“. Dieser Moment hier am Computer, mit der klebrigen, abgegriffenen Tastatur, der Geruch von Fett und Zigaretten, mein Versuch mich euch mitzuteilen, mit euch in Verbindung zu sein.
Nach dem Aufbruch am 15. April, wo ich dann aufgrund der Wetterentwicklung und noch ausstehenden Vorbereitungen wieder nach Wien zurück gekehrt bin, dachte ich, dass es bei dieser Reise, die ich mehr oder weniger alleine angetreten bin, tatsächlich um Verbundenheit geht. Deshalb ist es mir auch wichtig meine Erfahrungen mit euch zu teilen. Auf dem langen Straßenhatscher vom Gscheid zur Kalten Kuchl habe ich viel über meine künstlerische Praxis nachgedacht und wie sie sich im Widerstreit mit der zur Zeit praktizierten Kultur- und Förderpolitik befindet, wahrscheinlich auch im Widerstreit mit dem Zeitgeist. Aber jetzt darüber zu schreiben, habe ich keine Lust. Das ist das faszinierende am Gehen, alle damit gemachten Erfahrungen sind durch und durch am Boden der Tatsachen, bestehen aus dem eigenen Schweiß, dem Rucksack, der auf die Schultern drückt, der Luft, die plötzlich reglos wird, den Ameisen, die meinen Weg kreuzen, toten, platt gefahrenen Fröschen neben dem Hubertussee, wo neuerdings der Weg asphaltiert ist, einer Smaragdeidechse in der Walster, plötzlicher Unsicherheit aufgrund fehlender Markierungen, den ganzen Weg 1 Stunde zurückgehen, um festzustellen, dass ich ohnehin richtig war, zwei Weitwanderern zu begegnen, die ihren zehnten Jahrestag mit einer Wanderung nach Mariazell feiern, wo mir der Mann erklärt, dass er überhaupt keinen Sinn für Orientierung hat und sich deshalb nur mit GPS und akribischer Planung vorab am Computer zurechtfindet und dass unter anderem damit begründet, Techniker zu sein und einen technischen Zugang zur Welt zu haben, und ich in diesem Moment verstehe, dass meine Form des „in und mit der Welt seins“, die ich im Vorfeld dieser Reise so oft als Unfähigkeit, Schwäche, Fehler, Mangel etc. bewertet habe, weil es mir nicht gelungen ist, auch nur eine Tagesetappe tatsächlich zu planen, und weil es mir auch in der Herangehensweise an meine Kunst unglaublich schwer fällt, etwas vorab zu behaupten oder zu entwerfen, weil mir das immer als Lüge erscheint, weil ich doch nicht wissen kann, was dann und dort sein wird, wo ich noch gar nicht gewesen bin. Und zu meinem großen Erstaunen, ist diese meine Schwäche, gleichzeitig meine große Fähigkeit, weil ich mit dem Ungeplanten und der Unvorhersehbarkeit ganz gut zurecht komme und durchaus nicht verloren gehe, unterwegs, und wenn doch, dann nur weil ich irgend einer fixen Idee nach gelaufen bin und dabei, den Signalen meines Körpers keine Beachtung geschenkt habe. Ich möchte daraus weder ein Rezept noch eine allgemein gültige Regel oder Wahrheit postulieren, es war einfach eines meiner kleinen „aha Erlebnisse“ der letzten Tage. Und ein anderes war die Tatsache, dass wenn ich den Raum und die Zeit zur Verfügung habe, meine eigenen Erfahrungen und Schritte zu machen, die es z.b. braucht um zu lernen, wie ich das Zelt möglichst funktional auf- und abbaue, wie sich mein Rücken und meine Hüften mit dem Gewicht des Rucksackes anfreunden können, wann es wichtig ist Pausen zu machen etc. Wenn ich also tatsächlich alle Zeit der Welt habe, ohne Druck oder innere und äußere Bewertung, dass plötzlich eine andere Form von lernen passieren kann.
Was ich bisher gelernt und erfahren habe (erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
- Vor einem Gewitter ist es oft drückend heiß, die Luft scheint still zu stehen, die Sonneneinstrahlung hat etwas stechendes, Ameisen entwickeln unglaubliche Geschwindigkeiten. Plötzliche Stille. Windaufkommen und dann geht´s los.
- Pausen sind wichtig!!!
- Mein Körper teilt mir alles mit, wenn ich auf die Signale meines Körpers achte, dann kann ich meinen Weg mit mehr Leichtigkeit und Freude gehen.
- Ich brauche keine Angst zu haben.
- Um und nach Mitternacht ist ein besonderer Moment in der Natur, schwer zu beschreiben. Uhurufe, Hirschgeschreie. Albträume. Geisterstunde?
- Das Leben ist kostbar. Unglaublich kostbar! Wasser schmeckt unvergleichlich bei Durst. Ein Apfel wie ein ganzes Universum.
- Ich bin überlebensfähig auch ohne Planung und GPS.
- Ich habe viel Kraft.
- Es gibt einen Unterschied zwischen „weichem, konsequenten Dranbleiben“ und rücksichtslosem „durchbeißen“.
- Funktionieren bringt niemand was, verursacht Leid auf allen Ebenen.
- Die Erde trägt uns, deshalb gibt es etwas, dass sich Urvertrauen nennt.
- Wirkliches Wissen kommt von Erfahrung. Ein Weg lässt sich theoretisch nicht begreifen.
- Ich bin nicht alleine. Es gibt viele Menschen, die mit mir gehen in Gedanken, in ihrer Anteilnahme und ihrem Interesse.
- Ich gehe nicht nur für mich. Ich gehe für und mit allen anderen.
- Es macht nichts, sich drei Tage nicht zu waschen.
- Jeder Tag ist ein Wunder. In jedem Wunder verstecken sich viele wunderbare Momente.
- Es braucht nicht viel um glücklich zu sein.
- Waldmeister euphorisiert.
- Vogelstimmen sind unglaublich vielfältig, besonders am frühen Morgen und während der DämmerungThemen, die mich beschäftigt haben:
- Freundschaft mit allem was sich zeigt und wieder vergeht.
- Loslassen von fixen Vorstellungen in Bezug auf Essen, Schlafen und Sein.
- Mein Beziehungsverhalten, meine fehlende Selbstliebe und wie sich das in meinen Beziehungen auswirkt.
- Kunst als Prozess, Kunst als Raum für Zwischenräume, Kunst als Weg, Kunst als Raum für Heilung und Transformation
- Künstlich erzeugte Bedürfnisse versus tatsächlichen Bedürfnissen.
- Leistung/Funktionieren/Kapitalismus
- Vertrauen, Selbstermächtigung
- Was brauche ich tatsächlich?
- Wieviel kann ich tragen, von dem was ich glaube zu brauchen.
- Reduktion
- Verlangsamung
- Mut/Ermutigung
- Last not least: meine FreundInnen sind für mich da und ich für sie (auch wenn ich unterwegs bin)Paul hat mir eben dieses sms geschrieben: „Achtung Wettersturz heute. Schnee bis 1000 m in der Nacht. Liebe Grüße Paul“
Und Milli am 3. Mai 2012: „Liebe Barbara. Wo auch immer Dein Weg Dich gerade hinführt, ich bin ganz fest in Gedanken bei Dir. Mach´s gut.“
Meine Antwort: „Danke liebe Milli! Es ist wunderbar, ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr. Umarme und denke an Dich, ganz oft und immer wieder. Bussi xxBarbara“
In diesem Sinn verabschiede ich mich jetzt von euch, die Gerüche hier werden immer penetranter und meine rechte Schulter zwickt und nachdem ich die letzten Tage gelernt habe, wie wichtig es ist, auf meinen Körper zu hören, verlasse ich jetzt diesen Ort und bin in Gedanken und noch wichtiger in meinem Herzen mit euch verbunden und wünsche uns allen Wege, die wir mit Leichtigkeit, Freude und Liebe gehen können, wohin sie uns auch immer führen mögen.
Mögen alle Wesen glücklich und frei von Angst sein!
Eure Barbara
[Standort]
11.05.2012
[Standort]
Ihr Lieben,
endlich klappt auch die Standortbekanntgabe. Heute ist ein richtiger Feiertag für mich. Ich sitze in einem schattigen Gastgarten mit Blick auf den grünlich schimmernden Erlaufsee und gönne mir und meinen etwas überbeanspruchten Füßen eine Pause. Immerhin haben sie mich und meinen 13kg Rucksack die letzten 7 Tage von Greifenstein nach Mariazell getragen.
Friedl hat versucht die zurückgelegte Wegstrecke zu ermitteln (danke "mein Realitätsmeister" :-), die allerdings nur eine ungefähre Angabe ist, weil der Computer die kleineren Auf- und Abstiege zwischendurch und auch die tatsächlichen Wegstrecken nicht komplett erfassen kann. Ihr könnt also noch ca. 10-15% dazu rechnen.
Mir sind ja zurückgelegte Höhenmeter und km ohnehin nicht wirklich wichtig, denn was zählt ist der Weg und der Moment, gleichzeitig ist es auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass es möglich ist, solche Strecken zu Fuss und mit eigener Kraft zurückzulegen, das ist Selbstermächtigung pur!
Das Schreiben auf dem smartphone ist eine richtige Übung in Sachen Geduld, die ich aber in Anbetracht des Sees, der mich ruft, nicht länger überstrapazieren möchte, hiermit beende. Newsletter schreib ich euch heute Abend vom Hotel, dessen einziger Gast ich zur Zeit bin :-) darf den Computer des Chefs verwenden...
A bientot...xxbarbara
Tag km / HöheTag1 11,7 / 377
Tag2 17,6 / 379
Tag3 24 / 553
Tag4 13,9 / 530
Tag5 11,5 / 732
Tag6 39,5 / 1033
Tag7 27,8 / 789
Summe 147 / 4393
Ihr Lieben,
gestern ging leider gar nichts mehr, weder mit mir noch mit der lieben Technik. Das ist manchmal so (bzw. die letzten Tage relativ häufig), dass ich nichts schicken kann, da heißt es dann ganz lapidar "keine Verbindung mit dem Server".
Wie auch immer: bin glücklich, dankbar und sehr zufrieden mit mir und der Welt in Mariazell gelandet gestern mit dem Schlag der Kirchenglocken (9mal) um 21:00 Uhr die Stufen zum Hauptplatz und zur Basilika runtergestiegen. Was für ein Moment, hätte ich gerne mit euch gefeiert und angestossen. Das erste Mal auf meiner Reise habe ich ein leises Bedauern gespürt, dass niemand real mit mir diese Erfahrung teilt, vor allem die Freude darüber. Dafür hat mich heute Früh Erich Schuller angerufen, ihm habe ich ja indirekt den Funken zu dieser Unternehmung zu verdanken (danke, lieber Erich!!!) und es war wunderbar das erste mal seit Tagen mit einem Freund zu sprechen, wie ein Wasserfall sind die Worte aus mir rausgesprudelt. Ich bin so voller Freude über die Fülle an Eindrücken, Erkenntnissen und sehr reale Erfahrung dieser Form des Reisens.
Heute gönne ich mir einen "Pausentag" am Erlaufsee und werde versuchen einen Computer aufzutreiben, damit ich euch etwas ausführlicher berichten und meine Freude und Erkenntnisse mit euch teilen kann. Last not least gehe ich jetzt als erstes in die Basilika und zünde drei Kerzen an (nicht die ganze Kirche :-) eine für meinen Weg, eine für Frieden und Licht für alle Wesen und eine für euch alle, die ihr mich auf meinen Weg begleitet, wofür ich euch allen sehr dankbar bin, ist einfach ein wunderbares Gefühl zu wissen und zu spüren, dass ich nicht alleine bin, sondern mit euch verbunden und eingebettet in die Fülle des Lebens.
Mariazell beginnt schon zu wirken :-) Unterwegs habe ich gelesen, dass "PilgerIn" aus dem lat. kommt und der/die Fremde bedeutet und mein Name "Barbara" kommt aus dem griechischen und bedeutet ebenfalls die Fremde. Und so schließen sich die Kreise... Übrigens ich bin im Hotel Grazerhof vis a vis vom Friedhof, ein guter Hinweis auf die Vergänglichkeit des Lebens. Don't forget: jeder Moment ist kostbar, unendlich kostbar.
Bis bald und alles Liebe euch allen! xxBarbara
10.05.2012
Hurra, geschafft :-) pünktlich zum Sonnenuntergang in Marizell mit Blick auf die Basilika vom Sebastianiweg. Meld mich später noch mal bei euch. Aku fast leer... Danke für's in Gedanken mit mir gehen!!! xxBarbara [Standort]
09.05.2012
Liebe WeggefährtInnen, guten Morgen!
Ich möchte den Empfang hier in St. Aegyd nutzen und euch kurz meine bisherige Wegstrecke beschreiben.
1.Tag: Am Freitag, den 4. Mai 2012 um 12:00 Uhr Mittag, bin ich gemeinsam mit meiner Schwester Christina und Christina Steinle von Greifenstein zur Burg, worauf sich Steinle kurze Zeit danach von uns verabschiedet hat, weil sie zurück zu Junior Sekou musste. Christina und ich sind dann weiter zum nördlichsten Punkt der Alpen dem 411m "hohen" Eichenleitenberg. Von dort ging's über Hainfeld zur Hagenbachklamm und weiter nach Unter- bzw. Oberkirchbach, wo ich im Gasthof Bonka genächtigt habe. (Christina hat sich dort von mir verabschiedet und meinen Rucksack um ca. 2kg erleichtert)
2.Tag, Samstag, 5. Mai: dem nördlichen 404rer folgend über den Tulbingerkogel und Troppberg zum Heinratsberg. Nächtigung im Rieger/Wienerwaldhof.
3.Tag, Sonntag, 6. Mai: Heinratsberg-Rekawinkel- Hochstrass- Laaben. Bei den Hubers am Kratzberg übernachtet mit freundschaftlicher Energie und Zehenblasenpflaster gestärkt und gut versorgt (danke liebe Anke!!) weiter auf den Weg gemacht. Bei Rekawinkel Hermi und Peter Fischer zufällig getroffen und kennengelernt. Sie haben dort einen Sonntagsspaziergang gemacht und ein Stück Weg mit mir geteilt. Durch ihre Anerkennung und Begeisterung für mein Vorhaben, haben sie mir viel Mut auf meine Reise mitgegeben. Danke!
4.Tag, Montag, 7. Mai Kratzberg über den Schöpfel nach St. Corona am Schöpfel. Dort den 404rer verlassend ein Stück auf der Straße Richtung Altenmarkt und dann rechts auf den Wr. Mariazellerweg 06 nach Kaumberg, genauer kurz vor Kaumberg im Steinbachtal in einem kleinen Wäldchen erste Zeltnacht!
5.Tag, Dienstag, 8. Mai: auf dem Wiener Mariazellerweg 06 von Kaumberg über die Araburg zum Kieneck. Wunderschöne Kammwanderung mit steten, nicht enden wollenden Auf- und Abstiegen. Das Kieneck wurde fast zu so etwas wie einer Fata Morgana, weil ich immer dachte bereits kurz vor dem Gipfel zu sein, aber dann ging's wieder runter und noch mal rauf und das unzählige Male :-) Dafür gab's als Belohnung einen wunderschönen Sonnenuntergang auf der Gipfelwiese, wo ich die Nacht ebenfalls im Zelt verbracht habe.
6.Tag, Mittwoch, 9. Mai: ein Monstertag was die Länge der Wegstrecke betrifft (ca. 40km, wenn ich mich nicht verrechnet habe und etliche Höhenmeter in steten Auf- und Abstiegen. Kieneck - Unterberg - Rohr im Gebirge - Kalte Kuchl durch den Finstergrund, genau dort hat mich das Gewitter erwischt :-) über Hochreith und Windhaag nach St.Aegyd am Neuwalde, dass zu einer fixen Vorstellung in meinem Kopf wurde, weil wir dort nach einer Skitour auf den Göller in einem unglaublich guten Gasthaus eingekehrt waren, und ich wollte unbedingt dort hin. Das war mein erster geplanter Nächtigungsort und genau dieser hat nicht funktioniert und die Blasen auf meinen Zehen haben mir den endlosen nächtlichen Straßenhatscher durch St. Aegyd nach 10 Stunden Gehzeit etwas übel genommen. Dabei gab es am Weg wunderbare Bauernhöfe, wo ich gut übernachten hätte können. So ist das mit den fixen Vorstellungen, führen ganz oft zu schmerzhaften Erfahrungen.
Mein gestriges loslassen, welches hauptsächlich meiner Erschöpfung und nicht meiner Weisheit zu verdanken war, wurde immerhin mit einer Rießenportion frischem Schafkäse und einem letzten Gang in die Sauna belohnt. Außerdem habe ich den Lift in den ersten Stock benutzt, weil ich keinen Schritt mehr gehen konnte und wollte. Und jetzt? Frisches Blasenpflaster und auf nach Mariazell, zumindest in die Richtung, aber weit ist es nicht mehr...danach geht's Richtung Kärnten zum Karnischen Kamm Richtung Bozen... aber so weit mag und kann ich jetzt noch gar nicht denken.
Schritt für Schritt. xxxBarbara
"Ich nehme Zuflucht zu allen Wesen, die diesen Weg vor mir gegangen sind. Möge meine Entschlossenheit auf dem Weg stark sein. Ich habe die Erfahrung positiver Ausrichtung gemacht. Möge ich das heilsame erkennen und danach handeln können und das, was nicht heilsam ist, sein lassen. In lebhafter Erinnerung an die Kraft der Negativität mögen alle inneren, äußeren und geheimen Hindernisse vollständig transformiert sein. Mögen sich alle Wesen des Glücks und des Friedens erfreuen. Mögen alle Wesen frei sein, befreit."
09.05.2012
Mein Standort: ein Bett im Gasthof zum Niederhaus in St. Aegyd. Wusste gar nicht, wie lang 1,5 km sein können. Heute geh ich nur mehr ins Bett. Mein Weg: Kieneck -Unterberg-Rohr im Gebirge-St. Aegyd am Neuwalde. Leider hab ich's nicht mehr in das tolle Lokal geschafft, von dem ich den ganzen Weg fantasiert habe, aber das liegt am anderen Ende vom Ort. Rien va plus... Gute Nacht! Barbara [Standort]
Hallo liebe WeggefährtInnen, bin immer noch am Weg nach St. Aegyd am Neuwald. Heftiges Gewitter hinter mir. Endlich wieder Empfang. Meld mich spaeter, wenn's geht, sonst wird's dunkel und ich hätte heute gerne eine heiße Dusche und ein Bett zum schlafen :-) lg. Barbara
Bin heute früh um 7:30 vom Kieneck zum Unterberg, wo ich gefrühstückt habe: Fritattensuppe und Schnittlauchbrot mit dem ersten Schnittlauch aus dem Garten der Wirtin. Vor 2 Wochen war auch hier noch jede Menge Schnee! Jetzt blühen überall die Frühlingsblumen. Die Nacht im Zelt war abenteuerlich, weil sich 2 Hirsche in unmittelbarer Nähe ein lautstarkes Liebesduell geliefert haben, zumindest klang das in etwa so. Hatte auch meinen ersten Albtraum auf dieser Reise, wo ich von einer Frau mit einem Messer, dass sie mir in die Schädeldecke bohrte ganz langsam getötet wurde. Gleichzeitig kam genau in diesem Moment eine andere dazu (die ich bewusstseinsmäßig auch war) und schaute mir beim sterben zu. Das absurde war, dass zu Beginn des Traumes eine meiner Exfreunde zu meinem Zelt kam und sich auf das Zelt und somit auch auf mich setzte. Aufgrund seines Gewichtes erkannte ich, dass er dass gar nicht sein konnte. Die Person war viel leichter, nämlich die Frau mit dem Messer. Aber das alles ist schon wieder Vergangenheit. Jetzt scheint die Sonne und es ist ein famtastischer Tag. Mache mich gestärkt auf den Weg nach Rohr im Gebirge in 8Std könnte ich in St. Ägyd sein, dann wäre ich morgen in 6Std in Mariazell, laut Auskunft des Wirtes vom Unterbergschutzhaus. Schau ma mal...walk on baby walk on :-) schönen Tag euch allen! xxxBarbara
08.05.2012
Das ist die Wiese wo mein Zelt steht. Kann kein Foto mehr machen, Aku fast leer! Morgen Rohr im Gebirge über Unterberg. Wünsche euch allen sternenklare Träume! xxb. [Standort]
Bin am Kieneck, wunderschöner Sonnenuntergang. Zelt mit Logenplatz Richtung Westen-Bergpanorama... Gute Nacht! xxBarbara
Das war mein heute mein Frühstücksplatz. Mein Frühstück: ein Rest heißes Wasser aus der Thermoskanne (wie gut, dass Christina darauf bestanden hat, dass ich sie mitschleppe, danke mein Schwesterherz für Deine Beharrlichkeit und weise Voraussicht :-), ein halber Apfel, ein paar Nüsse. So richtig satt bin ich davon allerdings noch nicht. "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" meinte Karl Valentin so treffend, z.b. die Kunst einen Schlafplatz im Wald wieder abzubauen: Zelt zerlegen, Platz zum trocknen suchen, selbiges mit Schlafsack und dem Rest der Requisiten. Alles in allem habe ich incl. Frühstück 3 Std. dafür gebraucht. Weiß jetzt warum die Lukans kein Zelt mitgenommen haben :-) aber das macht alles nichts, im Gegenteil, es tut so gut den Dingen und Tätigkeiten die Zeit und den Raum zu geben, den es braucht. So wie beim gehen, ein Schritt nach dem anderen, man kann keine drei auf einmal machen, nur um dann irgendwo anders schneller zu sein. Ich glaube ich bin dabei mich mit dem anzufreunden, wo ich gerade bin, was für eine Erleichterung! Das größte Geschenk meiner bisherigen Reise ist, dass sich alles genau am "richtigen" Platz anfühlt, habe mich noch keinen Moment einsam gefühlt, im Gegenteil selten so geborgen und gut aufgehoben wie jetzt hier im Wald. Was für ein unbeschreiblicher Frieden! Aber jetzt muss ich los und Nachschub für meinen noch hungrigen Bauch besorgen. Es ist schön zu wissen, dass es euch gibt und ich meine Erfahrungen und kleinen Erkenntnisse mit euch teilen kann! Alles Liebe xxxBarbara
Guten Morgen! Hab wunderbar geschlafen im Millionen Sterne Naturhotel. Mitten in der Nacht wurde ich kurz von einem Uhu geweckt und die Kuherde ist mal vorbei gebimmelt, ansonsten war ich völlig ungestört. Der Schlafsack hat gut warm gehalten, die NeoAir Thermarest Unterlagsmatte ist fantastisch (danke Hans für den Tip!) Ein bisschen Kondenzwasserbildung gibt es im Zelt, trotz 2wändig leider doch, sobald es etwas wärmer ist, werd ich überhaupt draußen schlafen :-) aber jetzt muss ich weiter, hab Bärinhunger, der gestrige Tag ist punkto Futter etwas mager ausgefallen. Heute geht's auf's Kieneck und weiter auf den Unterberg. Walk on... xxxBarbara
07.05.2012
Meine erste Zeltnacht, yuppie!!! In einem kleinen Wäldchen neben einer Kuhweide, gut versteckt in der Nähe von Kaumberg. Endlich am Wr. Mariazellerweg, bin ich heute von Laaben über den Schöpfel nach St. Corona am Schöpfel, dass ich sehr zur Empörung der dortigen Kreislerin mit Corona am Wechsel verwechselt hatte. Wie peinlich, noch dazu hatte ich kurz davor stolz verkùndet nach Mariazell und dann weiter nach Nizza zu wollen, worauf mich ihr Mann, der dann auch neugierig dazu gekommen war, ganz trocken gefragt hat, warum ich nicht mit dem Auto nach Nizza fahre, das ginge schneller :-) soviel dazu.
Punkto Orientierung habe ich heute etwas wesentliches begriffen: Orientierung heißt zu wissen wo man sich JETZT befindet. Täglich lerne ich etwas Neues und mich auf ein Neues kennen, mit allem was zu mir gehört, und ich gehe um, mit allem, das mir begegnet (in mir und da draußen), Freundschaft zu schließen. Zumimdest ist mir das heute durch den Kopf gegangen und dass es ein schönes Gefühl ist, einen Weg zu gehen, den vor mir bereits viele andere gegangen sind. Obwohl ich heute ganz alleine unterwegs war und gar niemand begegnet bin, außer jener Kreislerin und einer Blindschleiche.
Jetzt wird's frisch, die Jäger knallen blöd in der Gegend rum (mit ihnen hab ich noch nicht Freundschaft geschlossen :-). Bitte Daumen halten, dass es heute Nacht trocken bleibt, weiß nicht wie dicht mein Zelt tatsächlich ist. Schon ziemlich aufregend alles... schöne Träume und friedlichen Schlaf wünsche ich euch allen! xxBarbara [Standort]
Liebe WeggefährtInnen, liebe "Mitreisende",
im Moment sitze ich vor dem Computer von Anke am Kratzberg bei Laaben und komme nicht vom Fleck, im wahrsten Sinn des Wortes. Wollte die Gelegenheit nutzen, um euch etwas ausführlicher zu schreiben, die Fotos und Videos von meiner Kamera auf die Dropbox stellen und es funktioniert einfach gar nix. Noch dazu habe ich eben von fishy (er betreut mein Reisetagebuch) erfahren, dass alle meine gestrigen Nachrichten, die ich todmüde mühsam in mein smartphone getippst habe, bei ihm gar nicht angekommen sind, auch nicht das Foto von meinem Standort und langsam werde ich so richtig grantig und zappelig, denn der Schöpfel(der höchste Berg des Wienerwaldes:-) wartet schon seit einigen Stunden auf mich (immerhin bin ich seit 5:00 wach).
Dabei war ich heute morgen (bis zu dem Zeitpunkt wo ich mich an dieses unleidliche Gerät gesetzt habe) voller guter Dinge und voller Freude und jetzt ist nichts als ohnmächtige Wut in meinem Bauch, auch über meine eigene Unfähigkeit immer noch nicht mit dieser medialisierten Wirklichkeit zurecht zu kommen.
Dabei habe ich heute morgen mit Anke darüber philosophiert wie sich während des Gehens die äußeren und inneren Landschaften und Stimmungen im Laufe eines Tages permanent ändern und welch gute Lebensschule das ist und jetzt sitze ich da und ärgere mich :-)
Meine Mutter meinte ganz trocken, als ich ihr am Telefon erzählte, wie glücklich ich mit meiner Reise bin "das ist ja erst der Anfang" und es wird auch wohl so sei, dass sich die Stimmungen und Zustände permanent ändern werden, aber grundsätzlich kann ich sagen, dass diese Form des Unterwegssein ein unglaubliches Geschenk ist. Jack Hauser, einer meiner Weggefährten und bildender Künstler betont immer wieder, dass er mit seiner Kunst auf der Suche nach dem Wunderbaren ist und für mich ist jeder dieser bisherigen Tage ein einziges Wunder, das Wunderbare braucht von uns nicht gesucht werden, es ist bereits in Fülle vorhanden in den vielen kleinen und unscheinbar erscheinenden Momenten des Lebens, die einzigartig und unendlich kostbar sind. Jede Begegnung wird auf meinen Wegen zu etwas besonderem, weil Zeit eine andere Dimension bekommt und Zeit einfach ist, wesentlich ist.
Immer wieder fragen mich verschiedene Menschen nach meinem Weg und warum ich überhaupt gehe und ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Moment ist, darauf den Versuch einer Antwort zu wagen, weil alles in mir bereits wieder gehen möchte, jede Faser meines Körpers sehnt sich nach den Gerüchen des regenfeuchten Frühsommerwaldes und meine Augen möchten sich ausruhen im satten Grün der Bäume und meine Herz möchte Frieden finden in der Weite der Landschaft und meine Seele möchte sich mit der Erde unter den Fusssohlen verbinden und meine Zehen mit den Blasen drauf möchten sich ein wenig ausruhen, aber ich möchte über den Schöpfel und wissen, wie weit mich meine Füsse heute tragen werden und welche Gedanken und Einsichten meine Wegbegleiter sein werden und eigentlich möchte ich das gar nicht wissen, weil ich einfach gehen will. Einfach gehen, nur gehen. Nicht mehr und nicht weniger als das. Gehen.
"Wenn weniger mehr ist. Dann ist nichts alles."
Und im Herbst wenn ich zurückkomme werde ich mit euch durch den Wienerwald streifen und ihr werdet vielleicht, so wie ich gestern, feststellen, wie unglaublich umwerfend schön dieser ist und äußerst vielfältig.
Aber bis dahin ist noch viel Zeit...
Wünsche euch eine wunderbare Woche mit vielen wunderbaren Momenten und Einsichten.
Alles Liebe
Barbarap.s. Nur soviel möchte ich euch verraten: es geht bei "dream and walk about" nicht zuletzt um Mut und um Ermutigung, geben wir uns die Erlaubnis unsere Träume zu leben, schaffen wir dadurch vielleicht auch den Raum für andere, ihre Träume ebenfalls zu leben und unterstützen wir uns gegenseitig dabei!!! Es braucht mehr begeisterte Menschen auf diesem Leben. Es braucht mehr Liebe und Begeisterung für das was wir tun. Und um mit Marshall Rosenberg (dem Begründer der gewaltfreien Kommunikation) zu sprechen:
Don´t do anything that is not like the joy of a child feeding a duck...
06.05.2012
Kleiner Nachtrag zu meinem Standort. Bin am Kratzberg, wo ich das große Glück habe heute bei Anke und Martin und ihrer lustigen Bubenschar: Emil, Gustav und Leo, die Nacht nicht nur im Trockenen, sondern bei sehr lieben Menschen an einem wirklich paradiesischen Ort, verbringen zu können. Bis jetzt verläuft meine Reise mit großer Leichtigkeit (trotz schwerem Rucksack :-) eines fügt sich ins andere, ohne dass ich es im Voraus groß geplant habe, fühlt sich alles ganz vertraut an, so als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes gemacht, als in dieser Form unterwegs zu sein. Und im Wald fühle ich mich ganz zu Hause bzw. fühlt sich das wie nach Hause kommen an. Und jetzt bin ich in Laaben in der "Grünen Linde", wo schon die Suppe auf mich wartet!!! (beim Bankomaten war ich auch schon) :-) Mahlzeit. Herzliche Grüße an euch alle! xxxBarbara
Heftiges Gewitter hinter mir, doppelter Regenbogen danach, bringt angeblich besonders viel Glück :-) meine Freundin Regina in Paris meditiert zum heutigen Maivollmond über die Weiblichkeit und ich über den Wandel :-) xxbarbar [Standort]
Ihr Lieben, bin eben in Rekawinkel angekommen. Wunderschöner weitläufiger Wald-Wiesenhöhenweg vornbei an blühenden Äpfelbäumen und in der Ferne am Horizont der erste schneebedeckte Berg. Der Rucksack ist heute besonders schwer :-) Schönen Sonntag euch allen! xxBarbara [Standort]
05.05.2012
Hi, ihr Lieben! Bin am Heinratsberg noch vor dem großen Gewitter gut, weil trocken :-) gelandet. Wird, obwohl ich mich schon darauf gefreut habe, keine Zeltnacht, bevorzuge ein warmes trockenes Bett für meine geplagten Schultern incl. Sauna und Schwimmbad :-) dafür entfällt das üppige Nachtmahl. Bin im Wienerwaldhof und werd gleich schlafen gehen. Gute Nacht euch allen! xxBarbara [Standort]
newsletter #02
[Standort]
"Guten Morgen" ihr Lieben!
Bin am Tulbinger Kogel, aber nicht im Stundenhotel :-) sondern auf der Warte, wo ich endlich wieder Empfang habe. Ich bin zutiefst glücklich und dankbar endlich am Weg zu sein, es ist ein unbeschreibliches Gefühl, reich beschenkt, gestärkt und getragen bzw. eingebettet in den Fluss des Lebens zu sein.
Gestern ging's gemeinsam mit meiner Schwester über den Eichleitenberg bis nach Oberkirchbach, wo wir im Gasthof Bonka mit herrlichen Spinatknödel verwöhnt wurden. Wir haben uns dazwischen mal verirrt, was nicht so schlimm war, aber sich am Ende des Tages, bereits mehr als hungrig, müde und rucksackgeplagt nochmal total zu verkoffern und bergauf im gegenüberliegenden Ort zu landen, alles wieder zurück hinunter auf der anderen Seite wieder rauf zu müssen...das Essen hat uns so gut wie noch nie geschmeckt!! Und ich konnte dort übernachten, nachdem Christina von Herbert mit dem Motorrad abgeholt wurde, weil es keinen Bus mehr gab. Was gut so war, denn Herbert hat mir noch € 20.- spendiert (danke!) weil es hier weit und breit keinen Bankomaten gibt und auch kein Geschäft für OB- die mir dann die nette Wirtin mit der herrlichen, weil selbstgemachten Marmelade, heute Morgen geschenkt hat. Christina hat gestern meinen Rucksack um noch mal gute 2kg erleichtert, der Schreibblock die kurzen Baumwollshorts, das Weleda Zitronendeo, der Fussbalsam, das Tonaufnahmegerät, und diverser anderer Balast ist mit Christina nach Wien zurück gereist. Bis ich in Nizza bin, wird er gar nix mehr wiegen (der Rucksack).
Gestern sind wir mitten im Wald nicht nur einer Blindschleiche, unzähligen Schnecken und Feuersalamandern sondern auch einer jungen Frau begegnet, die seit 6 Wochen zu Fuss von Berlin den Donauradweg entlang mit einem 18kg Rucksack!! Richtung Israel unterwegs ist. Dafür hat sie ein Wurfzelt dabei, das ist in 5 sec in die Luft geworfen und stellt sich von selbst auf :-) Sie geht für Frieden und sucht noch Menschen, die mit ihr gehen möchten. Ihre homepage lautet: www.theWhiteCrane.net
ok. das war's für's erste.
DANKE für alle eure Wünsche und guten Gedanken!! Kleiner Samstagtip: geht in den Wald und legt euch auf eine schöne Wiese und spürt die Erde unter und den Himmel über euch :-)
alles Liebe xxxBarbara, die mit den kleinen Mäusen um die Wette läuft :-)
04.05.2012
Aber jetzt haben wir den tatsächlichen Eichenleitenberg gefunden. Ein kleiner Hügel im Wald von Eichen umrundet und man sieht auf die Donau. Die Maiglöcken sind schon fast verblüht und es weht ein frischer Gipfelsturm. Die andere Christina ist bereits wieder am Weg nach Wien. Wir gehen weiter...
...ganz am Beginn der langen, langen Reise und schon völlig k.o. ... ;-) [Standort]
video #01
newsletter #01
Ihr Lieben,
es ist Freitag der 4. Mai 2:35 und ich habe bis jetzt an meiner Ausrüstungsliste gearbeitet, weil bei meinem ersten Aufbruch am 15. April (das ist ja schon eine halbe Ewigkeit her!) wollten ganz viele von euch alles ganz genau wissen, vor allem was ich mitnehme und wieviel ich tragen kann und wo ich gehe und warum ich gehe. Auf der mittlerweile aktualisierten Homepage - meinem Reisetagebuch – findet ihr einige Antworten auf manche dieser Fragen. Darüber hinaus habe ich wie ein Osterhase meine Überraschungseier versteckt, für alle die es ganz genau wissen wollen.
Aktualisiert ist die Literaturliste (also einige Bücher, die mich inspiriert und begleitet haben auf meinem Weg zu diesem Weg), die Ausrüstungsliste (yuppie), ein Artikel von Robert Sommer (Augustin) über die walk abouts mit meinen WeggefährtInnen und den darauf folgenden „Aufbruchgesprächen“ im nada Lokal. Es lohnt sich jedenfalls einen kürzeren oder auch längeren Blick hinein zu werfen.
Letzten Sonntag war ich gemeinsam mit Christina Steinle, Sekou (ihr Sohn) und Gerald Radinger in Hainfeld (ein wunderschöner Ort in der Nähe von Klosterneuburg). Wir hatten ein fulminantes Gipfelerlebnis, weil wir auf dem 411m hohen Eichenleitenberg waren. Jetzt bitte nicht grinsen, denn dieser wunderbare Grashügel mit einer märchenhaften Lichtung, an deren Rand man sogar zur Donau sieht, ist tatsächlich der nördlichste Punkt der Alpen. Kaum zu glauben, aber wahr: hier beginnen die Alpen und von genau dort werde ich heute losgehen, gemeinsam mit meiner Schwester und Christina Steinle, die für Augustin TV an einer Sendung über meine Reise arbeitet.
Wir treffen uns um 11:15 in Spittelau, fahren mit der Schnellbahn 25 min nach Greifenstein, werden uns dort mal für den Aufstieg und meinen Aufbruch stärken und dann gemütlich über den Eichenleitenberg, durch die Hagenbachklamm, zum Tulbinger Kogel wandern usw. Diesmal kehre ich nicht nach Wien zurück, sondern schlage irgendwo mein schönes Zelt auf und gehe am nächsten Tag weiter Richtung Nizza.
Warum Nizza? Weil irgendwo dort der südlichste Punkt der Alpen liegt und der Weg nach Süden der Weg der Veränderung ist. Richtung Westen zu gehen fördert die Klarheit, d.h. ich werde mich Richtung Süd/Westen bewegen, schön langsam und Schritt für Schritt. Wie sagt Johnny so weise „Ich habe alle Zeit der Welt.“
Auf dass es so sei, für uns alle...
Ich umarme euch und gehe in Gedanken mit euch.
Eure Aufbruchmeisterin (drei Wünsche, drei Aufbrüche, auf dass die Feen und alle guten Kräfte der Erde und des Universums mit mir gehen... nur Mut!!!)
p.s. Falls sich einige von euch fragen, warum ich eigentlich immer noch da bin:
- ich habe Angst vor dem Weggehen
- ich bin eine Perfektionistin und gehe nicht, bevor nicht alles so ist, wie ich glaube, dass es „sein sollte“
- Abschiede sind eine Herausforderung für mich und ich will mich von allen verabschieden.
- ich habe Angst vor dem Tod und vor dem Unbekannten, es gab im April einen ziemlichen Kälteeinbruch in den Alpen sämtliche meiner bergerfahrenen WeggefährtInnen haben mir empfohlen erst im Mai loszugehen.
- es gab eine wunderbare Begegnung, die mich sehr verwirrt hat.
- ich war krank (was ich sonst so gut wie nie bin)
- ich habe meine Wohnung babysicher gestaltet, alle umgeräumt und umstrukturiert, damit sich Christina und Sekou in meiner Abwesenheit wohl bei mir fühlen.
- ich habe das Kuratorium getroffen
- ich habe gelernt mit dem Smartphone umzugehen
- ich habe einen GPS-Kurst im Prater besucht, einen offiziellen und einen freundschaftlichen und mich entschieden, kein GPS mitzunehmen, weil ich noch nicht mal mit dem Kompass umgehen kann.
- ich habe die Homepage aktualisiert
- ich habe mir den Kopf über die Dokumentation zerbrochen
- ich habe versucht den Rucksack leichter zu bekommen
- ich habe mit meinem Neffen Geburtstag gefeiert (am 1. Mai)
- ich habe schlecht geschlafen
- ich habe die Zeit nicht besonders gut eingeteilt
- ich habe viel Wäsche gewaschen
- ich habe viel geputzt
- ich habe ohne Ende eingekauft
- ich habe dazwischen geheult und Albträume gehabtAlso der ganz normale Wahnsinn wie immer, nur ein wenig auf die Spitze getrieben.
p.p.s. Die Vögel zwitschern bereits. Meine türkische Nachbarin vis a vis betet. Es ist 4:54. Mein Rucksack ist gepackt. Er wiegt ohne Thermosflasche und ohne Wasserflasche 11kg 30. D.h. ich werde auf Philipp hören und die Thermosflasche da lassen. Mit gefüllter Wasserflasche bin ich dann bei einem Gewicht von 13 kg. Vielleicht gib ich meiner Schwester, den Schreibblock und das Zoom Tonaufnahmegerät, dass ich wieder in den Rucksack geschummelt habe, doch mit nach Wien und gehe erleichtert meinen Weg. Und jetzt kann ich noch 4 Stunden schlafen, wohlverdienter Schlaf wird das sein.
Und genau an dieser Stelle ist das Wordprogramm abgestürzt und hat den Rest meiner Liste vernichtet und es ist jetzt einfach wirklich zu spät,
um sie weiterzuführen (3:24)Guten Morgen,
habe auf das allerschönste Aufbruchwetter gewartet, denn ich mag Regen (wenn er so sanft ist wie dieser, von gerade eben) Fühle mich wie nach einer durchgemachten Nacht und bevor ich mich auf den Weg mache, möchte ich noch dieses Gedicht, dass mir Friedl, mein langjähriger Freund, Weg- und Seelengefährte mit auf den Weg gegeben hat, mit euch teilen und mich hiermit von euch allen verabschieden. Mögen alle unsere Wege gesegnet sein. Mögen wir glücklich und frei sein. Mögen wir füreinander gesegnete FreundInnen sein.
Ich danke euch allen für euer DaSein!
Eure Barbara die schnelle Schnecke :-)
Vem kan seglaVem kan segla förutan vind,
vem kan ro utan åror,
vem kan skiljas från vännen sin
utan att fälla tårar ?Jag kan segla förutan vind,
jag kan ro utan åror,
men ej skiljas från vännen min
utan att fälla tårar.Prosaübersetzung
Wer kann ohne Segel segeln,
wer kann ohne Ruder rudern,
wer kann sich von seinen Liebsten trennen,
ohne Tränen zu vergiessen ?Ich kann ohne Segel segeln,
ich kann ohne Ruder rudern,
aber mich nicht von meinen Liebsten trennen,
ohne Tränen zu vergiessen.
Zum Abschied und Aufbruch für euch, ein kleines Geschenk (danke Reinhold)Wenn ich mein Leben
noch einmal leben könnte,
im nächsten Leben
würde ich versuchen mehr Fehler zu machen.Ich würde nicht so perfekt sein wollen,
ich würde mich mehr entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter
als ich gewesen bin,ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren,
würde mehr reisen,
Sonnenuntergänge betrachten,
mehr bergsteigen,
mehr in Flüssen schwimmen.Ich war einer dieser klugen Menschen,
die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten.
Freilich hatte ich auch Momente der Freude.Aber wenn ich noch einmal
anfangen könnte, würde ich versuchen,
nur mehr gute Augenblicke zu haben.
Falls du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben.
Nur aus Augenblicken.
Vergiss nicht den jetzigen.Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an
bis in den Spätherbst barfuss gehen.
Und ich würde mehr mit Kindern spielen,
wenn ich das Leben noch vor mir hätte.Aber sehen Sie;
Ich bin 85 Jahre alt und weiß,
dass ich bald sterben werde.Jorge Luis Borges
03.05.2012
Hoffentlich meine letzten Stunden zu Hause, vor dem dritten und tatsächlichem Aufbruch, aber es ist immer noch so viel zu tun... [Standort]